der ungewohnten Anstrengung bildete dann „ein
Wasserspucken“ oder „ein Speichelfluß“, wie er auch
diese reichhaltig, mit Magenschmerzen verbundene
Speichelabsonderung nannte. Denn der Magen war
und blieb sein Leben lang der locus minoris resi-
stentiae. Aber er trug das Leiden mit rührender
Entsagung.
Ueber den weinumrahmten Fenstern des Studier—
zimmers gewahrst Du im ersten Stockuerke zwei
andere, jedes zwar mit 6 Scheiben, aber es war
gut, daß meine Eltern von der Natur mit so wenig
Leibesfülle ausgestattet waren; denn sich so bequem
ins Fenster hineinzulegen, war auch dem einzelnen
nicht recht möglich. Das etwas altersschwache
Blumenbrett vor beiden Fenstern hatte zu meiner
Zeit längst aufgehört, seinem eigentlichen Zweck zu
dienen. Im Winter bildete es vielmehr den Futter—
platz für die hungrigen Spatzen, das ganze Jahr
über aber diente es fast tagtäglich dazu, wäh⸗
rend des Morgensegens die heißen Semmeln zu
beherbergen, die in der Mitte aufgeschnitten und
aufgeklappt dalagen, um sie der Morgenkühle auszu—
setzen und so dem schwachen Magen des lieben
Vaters genießbarer zu machen.
Das nächste Fenster nach links, das über der
Haustür, von dem aus vorhin die flinke Hausfrau
den angekommenen Gast zu entdecken versuchte, er—
leuchtete einen Raum, dessen ganze Einrichtung in
einem Bett, einem Stuhl und einem Waschtisch be—
stand, nicht weil dies alles war, was man zur Er—
höhung der Behaglichkeit darin unterzubringen hatte,
sondern weil es schwer gehalten hätte, mehr zu
stellen.
)