fullscreen: Albrecht Dürer

Im heiligen Ehestand. 
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„Mir ist Eile not“, erwiderte Dürer, „denn bis zum Fest 
der Ausstellung der Reichskleinodien sind's nur noch drei Tage.“ 
„Und da wollet Ihr das Bild auf den Markt bringen? 
Nun ja, werdet Ehre damit einlegen. Es ist ein herrlich Kon— 
terfei. O, welche Gabe hat Euch Gott verliehen! Ich möchte 
wohl neidisch werden, wenn ich sehe, wie der Jünger über den 
Meister kommt. Aber Johannes der Täufer bewahret mich vor 
der bösen Scheelsucht.“ 
„Johannes der Täufer?“ fragte Dürer verwundert. 
„Ja ja!“ nickte Wolgemut. „Jüngst las ich in Herrn 
Koburgers Bibel, da fand ich ein Sprüchlein, das mir das Herz 
traf und es still machte. Evangelium Johannis am dritten 
spricht der Täufer zu denen, welche es nicht ertragen konnten, 
daß Jesus von Nazareth das Licht ihres Meisters verdunkelte: 
Er muß zunehmen, ich aber abnehmen.' Welch ein demütiger 
Mann, und wie groß ist er, da er sich selber klein macht! So 
will ich ihm nachtraben und ihm ähnlich zu werden suchen, daß 
ich mich von Herzen freue, wie der Jünger den Meister über— 
ragt. Gott segne Euch! — Und wie gehabet Ihr Euch sonst, 
mein liebwerter Albrecht?“ 
„Es gehet mir wohl, Meister“, versetzte Dürer. „Habe 
viel Ursach, Gottes Güte zu preisen, denn er hat mir allewege 
gesunden Leib gegeben und täglich frischen Mut. In letzter 
Zeit hat mich freilich mancher Verdruß und Ärgernis getroffen 
durch die Gesellen, so mit meinem Malwerk durch die Welt 
fahren. Etliche derselben haben sich als Schelme erwiesen, 
haben mir das vertrauete Gut teils veruntreuet, teils mir 
meinen Anteil am Erlös geschmälert. Einer hat mich auch um 
ein Darlehen schändlich betrogen. Ob ich nun aber auch durch 
alle solche Widerwärtigkeit manchen Schaden erlitten, dazu die 
Sorge für meine Eltern und jüngern Geschwister auf mir lieget, 
Stein, Albrecht Dürer.
	        
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