Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Noch 1865 wurden allein in Erlangen jährlich 400,000 Paar Hand- 
schuhe gefertigt. 1875 hatte Bayern für Handschuhfabrikation (inkl. Kra- 
vatten und Hosenträger) 585 Betriebe mit 1235 Arbeiter, wO0von 432 Be- 
triebe mit 663 Personen auf Mittelfranken kamen. 
Die meisten Fabriken verarbeiten, entgegen der Gepflogenheit in Frank- 
reich, das Rohmaterial (das Ziegen- und Lammfell) vom rohen Felle wie 
sie vom Tiere kommen, bis zum fertigen Handschuh. Die Ausstellung bot 
uns leider kein richtiges Bild der Grossartigkeit und Ausdehnung dieses 
Fabrikationszweiges in unserem Vaterlande, da sich mehrere der grösseren 
Fabrikanten davon ferngehalten haben ; wir haben dies um so mehr zu be- 
dauern, als dieser Industriezweig sich erst seit ein paar Dezennien auf eine 
solche Höhe der Vollkommenheit geschwungen hat, dass in gleichem Genre 
er von keinem anderen übertroffen wird. Wenn auch der Besucher an den 
ausgestellten Objekten sich von der Schönheit der Farben und Form des 
Handschuhes überzeugen konnte, so war ihm dadurch nicht gezeigt, welche 
grosse Dimension diese Fabrikation bei uns angenommen hat. 
Von wesentlichen Verbesserungen in der Handschuhfabrikation sind 
zu nennen: Apparate zum mechanischen Vorzeichnen der Handschuhe auf 
dem Leder, das Aushauen auf schneidigen stählernen Patronen und endlich 
die sog. Nähmaschine, eine Art Zange, welche das Leder dicht am Rande 
fasst und der Nadel genau die Stelle anweist, wo sie einstechen muss. 
Ueber die Etuis-, Portefeuilles- und Buchbinderarbeiten auf der bayeri- 
schen Landesausstellung in Nürnberg 18582 teilt uns Herr Bibliothekar 
Friedrich in Nürnberg Folgendes mit: 
„Die Etuis- und Portefeuilles-Waren, sowie die Buchbinder- und Kar- 
tonnagearbeiten waren wegen des Leders, das ihren hauptsächlichsten Roh- 
stoff bildet, der IV. Gruppe einverleibt. Die Zahl der betreffenden Aus- 
steller betrug 25. Es waren daher die hieher gehörigen Artikel durchaus 
schwach vertreten; denn es gibt im Königreiche Bayern an Portefeuilles- 
fabriken allein 37, von denen auf Oberbayern 2, Mittelfranken 33, Unter- 
franken 2, Schwaben 1 kommt. Die Zahl der Kartonnagefabriken und 
Buchbindereien ist noch bedeutend grösser; denn es existieren deren in 
Bayern im Ganzen 1308 Betriebe, welche ungefähr 2500 Arbeiter beschäf- 
tigen, und Sattler gibt es im ganzen Lande 3414. Die 25 Firmen, welche 
auf der Ausstellung erschienen waren, konnten somit die wirtschaftliche 
Bedeutung der in Rede stehenden Gewerbe keineswegs vollständig, oder 
auch nur genügend repräsentieren, und selbst der künstlerische Rang der- 
selben konnte nur aus den Arrangements weniger Firmen ermessen werden. 
Es ist daher notwendig, der wirtschaftlichen wie künstlerischen Bedeutung 
unserer Gewerbe einige erläuternde Worte zu widmen, wobei ich mich noch 
im Wesentlichen an die Angaben des Kataloges halten kann. 
Was zunächst die Emis- und Portefeuilleswaren anbelangt, so ist hin-
	        
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