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Kabinettsministeriums widerstrehten. Als nun die Diplo-
maten des Kurfürsten von Hessen in Paris, Berlin und
Regensburg das falsche Gerücht ausstreuten, dass Frank-
reich den Bunde entgegenarbeite, glaubte Friedrich
Wilhelm in Napoleon das eigentliche Hindernis zu finden.
England und Russland hatten mit Frankreich nach
Beendigung‘ des österreichischen Krieges Unterhandlungen
begonnen. Die beiden Koalitionsmächte gingen dabei mit
so vielen Vorbehalten zu Werke, dass die Besprechungen
von vornherein nur eine sehr fragwürdige Bedeutung
hatten. Die Hauptschwierigkeit, vor der alle Bemühungen
scheiterten, war die Weigerung Englands wie Russlands,
Napoleons Bruder das noch in bourbonischen Händen be-
findliche Sizilien zuzuerkennen. Der Zar verlangte ausser-
dem noch für den König von Sardinien eine Ent-
schädigung am Gestade des Mittelmeeres,*
Hätte Napoleon dem Nordbunde sich widersetzt, so
tastete er damit die Kräfte Preussens immer noch nicht
an. Nun aber kamen Friedrich Wilhelm Nachrichten zu
Ohren, dass Frankreich in seinen Länderbestand von
naeuemeingreife. Bei der Unterhandlung‘ mit Grossbritannien
wurde dessen König von Napoleon für anderweitige Zu-
geständnisse die Rückgabe Hannovers in Aussicht gestellt,*
obwohl Preussen das Schutz- und Trutzbündnis nicht ge-
1. Ueber den früheren französischen Allianzantrag s. F. G. L.
Strippelmann: Beiträge zur Geschichte Hessen-Cassels IL (1878),
58 ff. Dazu Corr, XIL, No. 10298 vom 31. Mai 1806.
2. Bignon V (1830), 277ff.i, 286.ff., 348 ff.; Thiers VI, 448,
457 f., 534 ff., 542 ff, 564.
3. Thiers VI, 448 ff., 541 fi, 548. Dazu Corr. No. 10208,
Dagegen erklärte sich Nap. in einem Schreiben an Talleyr. d. d.
St. Cloud 4. Juli 1806 nur zu dem zweifelhaften Versprechen be-
reit, zu Gunsten einer Rückgabe Hannovers seinen Einfluss in
starkem Masse anzuwenden. In diesem Sinne wurde dann auch
zwischen den französischen und englischen Bevollmächtigten das Projekt
eines Friedensvertrages entworfen: Corr. No. 10448 und 10 604.