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worden sein. Mit dem reichen Almosen wurde auch das sog. Büchslein—
Almosen vereinigt, das von Konrad Topler, Katharine Kauerin und
Katharina Reutvögelin gestiftet worden war, kraft dessen alle Freitag
früh in der Sebalduskirche hundert arme „Manns- und Weibspersonen?
ein jeder drei Kreuzer empfangen sollten. Hilpolt Kreß gründete im
Jahre 1427 das sog. Jungfernalmosen, aus dem „fromme arme Jung—
frauen, erbarer Leut Kinder“ ausgesteuert werden sollten, „damit ihnen
desto baß zu ehrlichen Mannen geholfen werden mög“. 1481 stiftete
Georg Keipper bereits ein Almosen für, wie wir heute sagen würden,
„verschämte“ Arme. Von Ulrich Kreß, einem Pfeilschmied, der also
nicht dem Patriziergeschlecht angehörte, wurde 1495 ein Kindbetterinnen—
almosen gegründet. Arme Wöchnerinnen pflegten damals vor den
Kirchenthüren zu liegen und zu betteln, wozu allerdings die Erlaubnis
der ehrbaren Frauen, (s. oben) nötig war. Auf Grund derselben
wurden sie mit einem Zeichen versehen, das sie jedoch nach Schluß des
Wochenbetts wieder abliefern mußten. Der traurigen Lage der armen
Wöchnerinnen sollte durch das bezeichnete Almosen abgeholfen werden.
Alle diese Almosen wurden sämtlich vom Rat verwaltet, genau wie das
Sailerische Almosen, dessen Austeilung sich übrigens später etwas
geändert hat. Überhaupt fand mit Einführung der Kirchenreformation
zugleich eine großartige Veränderung in Nürnberg's Armenwesen statt
und aus dem reichen Almosen wurde mit Zuhilfenahme der reichen
Klosterstiftungen und anderer freiwilliger Spenden das große oder
gemeine Almosen, auf das wir seinerzeit zurückkommen werden.
Besondere Nürnberg eigentümliche Stiftungen waren die beiden
sog. Zwölfbrüderstiftungen, von denen wir der einen, der Mendel schen
bereits oben gedacht haben. Im Jahre 1501 kam noch eine zweite
dazu durch Matthes Landauer, einen reichen Handelsmann, der das
nach ihm benannte Landauersche Zwölfbrüderhaus samt der Kapelle zu
Allerheiligen stiftete und erbaute und zwar auf einem Teile des alten
Stadtgrabens am inneren Lauferthor, den ihm der Rat freilich nicht
ohne Entgelt dazu abgetreten hatte. In dem Landauerbrüderkloster,
wie es auch genannt wurde, fanden anfangs sechs, später, nach des
Stifters Tode zwölf alte vermögenslose Männer, die fast durchgängig
dem Handwerkerstande angehörten, als Pfründner Unterkunft und
Pflege. Die Pfleger der Stiftung wurden vom Rate bestellt. Nur
beiläufig sei hier noch erwähnt, daß für die auch architektonisch sehr
interessante Kapelle des Klosters Dürer im Jahre 1511 sein berühmtes
Allerheiligenbild malte, das im Jahre 1585 dem Kaiser Rudolf auf
sein Begehren nach Wien übersandt wurde.
Unbekannt ift die Entstehung des Findel- und Waisenhauses