Full text: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Knaben und Mädchen“) zusammen) in den allereinfachsten Elementen 
des Lesens, Schreibens und Rechnens unterrichtet. Der Schreibmeister, 
der sich durch seine Schönschreibekunst auszeichnete, hatte natürlich vor— 
nehmere Kundschaft. Dem erwähnten „Guldenschreiber“ wurde der in 
der Reformationszeit noch zu nennende vortreffliche Christoph Fürer 
zu unterrichten gegeben. Später kam er dann noch zu einem Rechen⸗ 
meister in die Schule, wahrscheinlich weil er für den kaufmännischen Beruf 
so die beste Ausbildung erhielt. Auch Michel Beheim schickte 1506 seinen 
Sohn Friedrich eine Zeitlang zu dem Rechenmeister Hieronymus, den er 
dafür mit einem Gulden honorierte. Andrerseits scheint es wieder nichts 
Seltenes gewesen zu sein, daß die Söhne von Handwerkern in die Latein— 
schule geschict wurden. Wenigstens wissen wir dies von Hans Sachs, 
eines Schneiders Sohn, der in die Spitalschule ging, und von dem Gold⸗ 
schmiedssohn Albrecht Dürer, der seine Kenntnisse des Lateinischen auch 
nur auf einer der Trivialschulen seiner Vaterstadt erworben haben kann. 
Wenn wir von dem im Jahre 1512 als Propst bei St. Sebald 
angestellten Melchior Pfinzing (1481 -1535), dem gänzlich poesielosen 
Bearbeiter des „Teuerdank“ (s. oben S. 552) absehen,**) lag die Pflege 
der deutschen Dichtkunst in Nürnberg um jene Zeit fast ausschließlich 
in den Händen des mittleren Bürgerstandes. Im Besonderen sind es 
zwei Gebiete, auf denen sich dieser poetisch äußerte, der Meistergesang 
und die Fastnachtsspiele, auf die wir, wenn wir hier auch keine Literatur— 
geschichte schreiben, zur Illustrierung des Gesamtbildes der alten Reichs— 
stadt doch mit ein paar Worten eingehen müssen. Der Meistergesang 
bestand in einem in geschlossenen Gesellschaften geübten schulmäßigen 
Betrieb der lyrischen Dichtkunst, womit, da jedes gedichtete Lied 
auch gesungen wurde, die Pflege des Gesanges untrennbar verbunden 
war. Die älteste derartige Gesellschaft dürfte sich in Augsburg nach— 
weisen lassen (1450), seine hervorragendste Pflege fand der Meister— 
gesang aber am Rhein, namentlich in Straßburg, Mainz und Worms. 
Die späteren Meistersinger fabelten viel von den Ursprüngen ihrer 
Kunst von den sog. „zwölf alten Meistern“, die zur Zeit Kaiser 
Otto's J. die erste Vereinigung gebildet hätten. Die Dichter, deren 
Namen da genannt zu werden pflegen, Frauenlob, Regenbogen, 
Klingsohr, Tannhäuser, Walter von der Vogelweide, Wolfram u. s. w., 
I —2 Die Mädchen des höheren Bürgerstandes wurden ohne Zweifel auch in 
Privatschulen unterrichtet. Michel Beheim zahlte für seine Tochter Katharina 30 
Pfennige vierteljährlich. Der Unterricht war nicht zu schlecht. Die Briefe, die die 
elfiährige Cordula Tucherin 1517 an ihren Bruder Hieronymus nach Lyon schreibt, 
machen der „höheren Tochter“ alle Ehre. Vgl. Schultz, a. a. O. S. 188. —9— 
N Der aber durch seine Berufsgeschäfte als Sekretär des Kaisers Maximilian, 
die ihm den Titel eines kaiserlichen Rats und zahlreiche auswärtige Pfründen ein⸗ 
trugen, meist von Nuürnberg ferngehalten wurde.
	        
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