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Schwure: „vivere sine proprio“* das Gelübde freiwilliger
Armut auf sich nahm?
Etwa zwei Meilen von Colditz, im meißener Lande,
an der Sschopau, lag Waldheim. Das Augustinerkloster,
im Jahre 1404 gegründet und 1422 mit der Pfarrei des
Ortes belehnt, zeichnete sich durch die strengste Observanz
aus, und wenngleich es vielleicht ums Jahr 1463 durch
den Einfluß des Johann Sartoris eine jedenfalls sehr kurze
Zeit eine laxere Handhabung der Regel gehabt hat, so
bildete es doch neben vier anderen Konventen stets den
Grundstock der sogenannten deutschen Congregation.'s) Bei
dem auf Genuß gerichteten Mönchsleben jener Seit vereinigte
der waldheimer Konvent gar wenige Brüder in der schwarzen
Kutte mit dem weißen Skapulier: um so leichter war die
Aufrechterhaltung der Regel, um so eingehender die Heran—
bildung der Novizen. Wann Linck das Noviziat angetreten
hat, ist uns nicht übermittelt; einerseits aber setzt seine
Bezeichnung als Bruder im Jahre 1503 einen mindestens
einiährigen Aufenthalt voraus, während andererseits die
durch die Constitutionen von 1504 schriftlich fixierte Bedingung
eines Alters von 18 Zahren innerhalb der dentschen Con—
gregation einen Eintritt vor 1501 nicht ermöglichte. 4) Die
HZeit von der Reception bis zum Profeß war eine harte
Prüfungszeit. Nachdem Prior und Brüder durch gewissen—
hafte Erforschung der äußern Verhältnisse, wie der Porson
des Neuaufzunehmenden sich von dessen Brauchbarkeit über—
zeugt hatten, erfolgte die Feier der Reception. Die Bitte
um Aufnahme leitete den Akt ein, in dessen Verlauf nach
Erörterung der Hindernisse die Brüder unter Wechselgesängen
den Eintritt Begehrenden mit der Ordenstracht bekleideten
und zum Seichen der geistlichen Liebe umarmten, welche