fullscreen: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1917 (1917 (1919/20))

Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen, Wohltätigkeit 
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da eine Außerordentliche Brotzulage von gegeben wurde, um eine Sonder— 
zuweisung von Mehl zu vermeiden, ab 3. September 1917 mit 371 9. ab 17. Sept. 1917 
mit 37 9, am 17. und 24. Dezember 1917 mit 409 wegen einer außerordentlichen 
Weihnachtsgabe von 18Schwarzbrot, um eine Sonderzuweisung von Mehl zu vermeiden. 
2. Bei Beginn der neuen Ernte entstand die Frage der Abgabe des Haus-⸗ 
haltungsmehles, namentlich auch die, ob insbesondere die Bäcker ebenfalls mit dazu 
herangezogen werden sollten. Es wurde sowohl Bäckern wie Kolonialwarenhändlern 
Haushaltungsmehl zur Abgabe zugeteilt, welches vom 12. November 1917 ab zu 40 0/0 
ausgemahlen wurde. Dies war aber nur möglich unter Einführung eines scharfen 
Kundenzwanges, der am 3. September 1917 in Kraft getreten war. Jeder Kopf der 
Bevölkerung darf in der Woche 200 g Haushaltungsmehl für sich verbrauchen. Vom 
15. August 1916 bis 831. Juli 1917 wurden 36597 Ztr. Weizenmehl, d. h. 165 9 Mehl 
pro Kopf und Tag, ausgegeben. 
3. Die Versorgung der Gastwirte vollzog sich in der gleichen Weise wie im 
Vorjahre. Konditoren und Lebküchner erhielten von der Stadt überhaupt kein 
Getreidemehl zugeteilt, sondern höchstens Ersatzmehle. Im Sommer 1917 wurde durch 
wiederholte persönliche Rücksprachen in der R.G. erreicht, daß die bayer. Lebküchner zur 
Herstellung von Einheitsplätzchen mit herangezogen wurden. Es ist bedauerlich, daß die R.G. 
die Versorgung der Lebkuchenindustrie ganz dem Verband der Keksfabrikanten in Zelle 
übertrug, welcher die Gelegenheit benützte, um die bayer. Konkurrenz möglichst auszuschalten 
und das Geschäft nach Norddeutschland zu ziehen. 
4. Zusammenschluß von Bäckereibetrieben. Die Kohlenförderung im 
Winter 1916/17 veranlaßte die Bäcker, die Mehlverteilungsstelle zu ersuchen, sie möchte sich 
auch um die Versorgung der Bäcker mit Brennstoffen bemühen. Dies geschabh 
erfolgreich in der Weise, daß die Bäcker Kohlen nur auf Grund eines Zuweisungsscheines 
der Mehlverteilungsstelle erhielten. Wir vertraten den Standpunkt, daß jeder Bäcker für 
mindestens 2 Wochen mit Brennstoffen versorgt sein und daß außerdem der Bedarf für eine 
Woche zur laufenden Zuteilung bei den Händlern vorhanden sein müsse. Die Folge des 
Kohlenmangels war, daß die Händler oftmals nicht ihre Privatkundschaft, so wie sie es 
gerne hätten tun mögen, bedienen konnten. Die Händler wendeten sich an das hiesige 
Kriegsamt und fanden hier bereitwilliges Gehör. Das Kriegsamt vertrat die Meinung, 
daß die Verteilung der Kohlen zwar Sache des Kriegsamtes sei, es scheute sich aber, die 
Verantwortung hinsichtlich der Verteilung zu übernehmen. Es zeigte sich hier wie überall, 
daß das Kriegsamt eine recht überflüssige Einrichtung war, welche zwar überall dazwischen 
redete, aber nirgends wertvolle positive Arbeit leistete. Mit allen Mitteln — aktivem wie 
passivem Widerstand — bereitete ein Teil der Kohlenhändler der Mehlverteilungsstelle 
Schwierigkeiten, sogar mit unwahren und erfundenen Angaben wurde gearbeitet. Es wurde 
daher von der Mehlverteilungsstelle begrüßt, daß sich die inzwischen errichtete allgemeine 
städtische Kohlenverteilungsstelle vom 9. März 1917 an bereit erklärte, auch die 
Versorgung der Bäcker übernehmen zu wollen. 
Die Frage, wie die Bäcker ihren Kohlenbedarf einschränken könnten, führte zur 
Zusammenlegung kleinerer Betriebe. Gleich bei Beginn des Krieges hörte ein 
Teil der Bäcker auf zu backen. Die Frauen der eingezogenen Bäcker verstanden von dem 
technischen Backprozeß nichts und beschränkten sich darauf, ihr Brot auswärts bei einem 
Geschäftsfreund backen zu lassen und das Brot dann zu verkaufen. Die Mehlvberteilungs⸗ 
stelle veranstaltete deshalb nun im Frühjahr 1917 eine rege Agitation in der Richtung, daß 
die Bäcker möglichst freiwillig sich zusammenschließen sollten. Der Erfolg der Agitation 
war folgender: Am 28. März besorgten 106 Betriebe für 165 andere Betriebe das Mit—
	        
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