Volltext: Albrecht Dürer

Der abgehobelte Eck. 
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wieder las er die Schrift, ob sich in ihr der Verfasser nicht 
irgendwo verriete. 
Ha, da fand er einen Anhalt für eine Vermutung: die 
Schrift mußte von einem Nürnberger herrühren, darauf wiesen 
etliche nebensächliche Umstände. 
Ein Nürnberger — wer konnte das sein? Wieder sann 
Eck und ließ die Gelehrten jener Stadt im Geist an sich vor— 
beimarschieren. „Spengler? — Nein, dem traue ich die 
Grobheit nicht zu; schreibt auch ein ander Latein. — Pirk—⸗ 
heimer?“ — — — 
Wieder studierte er die Schreibweise, und jetzt war es ihm 
auf einmal klar — wie hatte er nur so lange suchen und raten 
können! Aus diesen beißenden Worten schaute ihn Pirkheimers 
schadenfrohes Gesicht an. Und nun blitzte es in den schwarzen 
Augen unheimlich auf, und zischelnd kam es durch die knirschen— 
den Zähne: „Nimm dich in acht, Wilibald, wir rechnen noch 
mit einander ab!“ — 
Auf dieselbe Fährte wie Eck kam man bald auch in den 
Kreisen der Humanisten. Es ergingen an Pirkheimer von allen 
Seiten Anfragen, der aber leugnete die Vaterschaft kurz ab! 
Die Furcht vor der Rache des Menschen, dem alles zuzutrauen 
war, benahm ihm den Mut, sich zu seinem Werke zu bekennen. 
Doch war die Art seiner Ableugnung nur geeignet, den Ver— 
dacht noch zu stärken. 
Eck verhielt sich jedoch merkwürdig still, und so wich aus 
Pirkheimers Herzen allmählich die Besorgnis. Auch trat die An— 
gelegenheit mit der Zeit zurück, da ein anderes wichtiges Ereig— 
nis sich in den Vordergrund des Interesses gedrängt hatte. Kaiser 
Maximilian war im Beginn des Jahres 1519 gestorben, und 
die Reichsfürsten handelten mit einander um die Wahl eines 
neuen Kronenträgers.
	        
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