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Kaspar Hausers Tod.
Todes-Anzeige.
KHKa ß par H au j eEr, mein geliebter Curand, ist nicht mehr. Er
starb zu Ansbach gestern Nachts 10 Uhr an den Folgen der am 14. d. durch
einen Meuchelmörder erlittenen Verwundung.
Ihm, dem Opfer greuelvoller elterlicher Unnatur, sind nun die Räthsel gelöst,
an welche die Vorsehung sein trauriges Daseyn geknüpft hatte. Im ewigen Früh—
ling jenseits wird der gerechte Gott ihm die gemordeten Freuden der Kindheit, die
untergrabene Kraft der Jugend und die Vernichtung für ein Leben, das erst seit
fünf Jahren ihn zum Bewußtseyn des Menschen erhoben hatte, reich vergelten.
Friede seiner Asche!
Nürnberg, am 18. Dezember 1833.
Binder, ersier Bürgermeister.
Wie sehr solches Phrasengeklingel damals gefiel, wollen wir mit
einem noch nicht gedruckten Brief des Oberpostdirektors v. Fahnen⸗
berg (Karlsruhe am 22. Dez. 1833) an Binder belegen.
„Euer Hochwohlgeboren!
Mit inniger Rührung las ich in öffentlichen Blättern die Ihrem Ge—
fühle so viel Ehre machende Todesanzeige des armen K. Hauser. Als
Menschenfreund halte ich mich verpflichtet, Ihnen für alle die Wohlthaten
zu danken, die Sie, edler Mann, diesem Unglücklichen erwiesen haben.
Wenn es nicht unbescheiden ist, wage ich zugleich eine Bitte an Sie zu
thun. Ich wünschte nämlich ein recht ähnliches Bild von Hauser zu haben
und ersuche Sie daher bei einer der dortigen Kunsthandlungen zwei Ab—
drücke des gelungensten Kupferstiches von ihm zu kaufen und mir mit der
Post zu senden. Den Betrag dafür bitte ich auf der Post sogleich auf
mich nachzunehmen. Ich kann mich hinsichtlich der Auswahl an niemand
—DD denselben wohl näher, als
gerade Cuer Hochwohlgeboren? Wollten Sie damit noch die weitere Bitte
(Güte?) verbinden, mir auch einige Proben von Hausers Handschrift zu
senden, so würden Sie mich noch besonders verbinden. Vergeben Sie mir
übrigens diese Zudringlichkeit und empfangen Sie zugleich die Versicherung
meiner innigen Hochachtung. Euer Hochw.“ u. s. w.
Binder aber schickte den Brief nach Ansbach an Stichaner und
äußerte in seinem Begleitschreiben u. a.: „Die Bildnisse werde ich
ihm schicken, wegen der Handschrift Hausers aber verweise ich ihn an