Volltext: Vita Et Lucrum Piorum, Das ist/ Christliche und einfältige LeichSermon/ von frommer und Gottseeliger Christen Leben und Gewin. Auß der Epistel an die Philipper I. v 21. Christus ist mein Leben/ Sterben ist mein Gewin. Bey ansehlicher Leichbegängnuß der ... Fräwlin Mariae, Herrin von Schärffenberg/ welche Anno 1644 ... eingeschlaffen ...

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zieren sind, oder sie sind völlig verbrannt, und die Stelle der Bestattung 
wird nur noch durch die Beigaben angedeutet. Wir haben in der Tabelle 
die niedrigsten und unzweifelhaft durch Schädelfunde u. dgl. gerechtfertigten 
Zahlen angeführt, obwohl wir überzeugt sind, dafs der doppelte Betrag 
noch nicht zu hoch gegriffen wäre. Aus der ersten Kolumne geht hervor, 
dafs unter 25 Grabhügeln nur einer (Vogelherd II) als Einzelgrab diente, 
während die Mehrzahl 5—6 Leichen enthielt. Die Mehrbestattung ist 
also nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Ja, manchmal steigt 
die Zahl der vorgefundenen Skelette ins Ungemessene: ein Grabhügel im 
Gstäudi*) bei Altdorf enthielt Wagenladungen voll Menschenknochen, mit 
welchen die Bauern ihre Felder düngten. 
Aus den weiteren Kolumnen ist zu sehen, dafs etwa 67 % der Leichen 
ohne Feuer bestattet, und 33 % verbrannt worden sind; ferner, dafs 45 % 
mit Broncebeigaben und 55 % ohne solche beerdigt wurden. Die Mehr- 
bestattung könnte eine doppelte Erklärung finden: entweder haben die Leute 
in späterer Zeit die schon vorhandenen Hügel benützt, um ohne Mühe für 
einen Toten eine sichere Ruhestätte zu finden, — Nachbestattungen 
zufälliger Art; oder ein und derselbe Hügel wurde von friedlichen, an- 
sässigen Gemeinden als fortdauernder Friedhof, vielleicht für eine Familie 
oder Sippe, benützt. Die erste Erklärung trifft gewifs in manchen Fällen 
zu, besonders in Gegenden, welche von römischen Truppen durchzogen 
wurden; aber die Mehrzahl der Hügel unseres Gebietes hat wohl dem 
letzteren Zweck gedient, wie besonders aus der Betrachtung der Nekropolen 
Beckersloh und Labersricht hervorgeht. Dort kann man deutlich ver- 
folgen, wie die Beigaben älterer Bestattungen gegenüber solchen aus späterer 
Zeit ein altmodisches Gepräge tragen, das mit dem Abstand der Zeiten 
wächst; aber die Übergänge sind meist deutlich erkennbar. 
Nicht blofs in den Beigaben, auch in der Bestattungsweise drückt 
sich dieser Zeitenunterschied deutlich aus, da die älteren Bestattungen in 
Beckersloh sämtlich Leichenverbrennung zeigen, die späteren ausnahmslos 
Erdbestattung. In Labersricht, dessen älteste Beerdigungsweise in die 
Broncezeit fällt, gehören die jüngeren Erdbestattungen und die Brandgräber 
mit calcinierten Skelettresten gleichfalls der Hallstattperiode an. 
Es ist eine ganz merkwürdige, aber feststehende Thatsache, dafs im 
Gebiet während der jüngeren Hallstattzeit die Leichen teils ver- 
brannt, teils ohne Verbrennung bestattet worden sind. Ein Blick 
in die zweite und dritte Kolumne unserer oben angeführten Tabelle lehrt 
zunächst, dafs von den Leichen der jüngeren Hallstattperiode (in der zweiten 
Kolumne sind 32, in der dritten 4 Broncezeitleichen abzurechnen) ungefähr 
59%, ohne Verbrennung und 41% mit Verhrenung bestattet worden sind. 
*) Festschrift zur Begrüfsung des XVII. Kongresses der deutschen anthropol 
Gesellsch. in Nürnberg, 1887. S. 59
	        
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