Volltext: Saecular-Feier der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg

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setzung vom umgebenden Boden ab. Da sie dieses Merkmal mit den 
zahlreichen verlassenen Kohlenmeilern des Reichswaldes teilen, so ist es 
wichtig, dafs diese stets von einem seichten Graben umringt sind, welcher 
bei Grabhügeln so gut wie nie vorkommt. Denn während die Erde des 
Kohlenmeilers eben aus dem Ringgraben geschöpft wurde, sind die Grab- 
hügel aus herbeigeschafftem Material auf ebener Erde errichtet worden. 
Das Baumaterial besteht auch nicht, wie bei den Meilern, aus reiner Erde, 
sondern aus Steinen und Erde; oft herrschen die Steine vor, und sie 
bilden daher das wichtigste Erkennungszeichen der Grabhügel, weil sie aus 
der Oberfläche hervorragen. Die Steine, welchen mit Vorliebe die Platten- 
form gegeben ist, wurden häufig in radialer Richtung in gewissen Abständen 
aufrecht gestellt, und die Zwischenräume wurden mit Steinknollen und 
Erde gefüllt. Dadurch erhielt der Hügel gröfsere Festigkeit und den 
wilden Tieren war es verwehrt, die Leichen auszuscharren. Man hat also 
bei der Untersuchung eines im Walde gefundenen Hügels sein Augenmerk 
auf diese gestelltem Platten zu richten, welche hie und da aus der Ober- 
fläche hervorragen. Gar nicht selten sind die Steine aus einer geologischen 
Schichte herbeigeschafft, welcher die Umgebung des Grabhügels nicht 
angehört, und sie bilden dann ein untrügliches Erkennungszeichen. 
Ein Steinkranz am Umfang der Hügel ist im Gebiet eine grofse 
Seltenheit, obwohl er nicht fehlt. Überhaupt ist der Bau der Grabhügel 
so einfach und kunstlos, als nur statthaft war, damit sie ihren Zweck er- 
füllten. Von Grabgewölben, welche man auch bei uns beobachtet haben 
will, konnten wir nie eine Andeutung finden. In einem Falle*) enthielt ein 
kleiner Hügel in der Mitte eine viereckige Grabkammer aus grofsen Stein- 
platten. Dagegen ist die Menge der herbeigeschafften Steine meist eine 
sehr bedeutende, welche selten unter 10 Fuhren beträgt und oft 100 über- 
steigt; in einem Fall waren es 1100 Fuhren**). Sehr oft sind diese Lasten 
aus weiter Ferne mühevoll herbeigeschafft worden. 
Über den Zweck der Grabhügel ist vielfach die irrige Meinung ver- 
breitet, dafs in jedem Hügel eine Person begraben sein müsse, und oft 
wird in diesem Sinne gefragt, ob man es mit einem Mannes- oder Frauen- 
grab zu thun habe. Diese Vorstellung wird bestärkt durch die benachbarte 
Lage vieler Hügel, weil man sich solche Nekropolen gerne als Friedhöfe 
vorstellt. Dazu kommt, dafs ungeeignete Forschungsmethoden, durch 
welche nur ein kleiner Teil des Hügels untersucht wird. thatsächlich oft 
zur Auffindung nur einer Leiche führen. 
Wir glauben für unser Gebiet beweisen zu können, dafs diese Vor- 
stellung irrig ist; dafs vielmehr jeder einzelne Grabhügel ein Fried- 
hof gewesen ist, der lange Zeit hindurch in Benützung ge- 
standen hat. 
*) Balgeten, vergl. diese Festschrift. 
**\) Langenzenn, vergl. diese Festschrift
	        
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