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Mitteln gegen Nürnberg ins Werk gesetzten Angriffes zuzuschreiben ist.
Man möchte den jungen, nach Ruhm begierigen Kasimir als Urheber
annehmen, denn Markgraf Friedrich weilte ja in Erfurt mit Ver—
handlungen beschäftigt. Aber konnte der Sohn ein so bedeutendes
Unternehmen beginnen, selbständig, ohne die Genehmigung des regie—
renden Vaters? Es ist das schwer zu glauben, zumal da ja auch der
Feind bereits Wochen vorher die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß
ein Anschlag gegen ihn vorbereitet werde. Die Anekdoten, die sich
an die bemerkenswerte Begebenheit knüpfen, daß die Nürnberger Rats—
herren den Markgrafen eingeladen hätten, mit ihnen den Kirchweihbrei
in Affalterbach zu verzehren — auch Götz von Berlichingen erzählt
aber doch wohl nur scherzweise, „man habe einander auf die Kirchweih
geladen“ — werden wir füglich auf sich beruhen lassen.
Der Rat ließ sofort nach der erlittenen Niederlage ein großes
Rundschreiben an den König und eine große Anzahl von Fürsten und
Städten ergehen, worin er sich über das unlöbliche Benehmen Markgraf
Kasimirs beschwerte, der ohne vorangegangene Kriegserklärung, „un⸗
bewahrt seiner Ehren“, während man in Erfurt in Friedensunterhand—⸗
lungen lag, offenen Kampf erhoben hätte. In der Stadt selbst war
man höchst aufgebracht gegen die Markgräflichen. Die Menge schlug
einen Gefangenen, als er über die Straße transportiert wurde, in
Stücke und dasselbe Schicksal widerfuhr einem Augustinermönch, den
man mit dem Feinde im Bunde glaubte. Der Rat mußte Vorkehrungen
treffen, um Ruhe und Ordnung im Innern der Stadt aufrecht zu
erhalten. Nicht minder suchte er natürlich die Stadt nach außen gegen
einen feindlichen Angriff sicher zu stellen und auch die Besatzungen in
den Nürnbergischen Schlössern und Ortschaften wurden verstärkt. In
der Stadt wurden junge Gesellen und Büchsenschützen bestellt und außer⸗
halb, namentlich in Böhmen Kriegsknechte angeworben. Auch die Edel—
leute, die in der Stadt Diensten standen, erhielten die Aufforderung
zu Werbungen oder wurden wenigstens an ihre Pflicht erinnert, mit
der versprochenen Anzahl gerüsteter Gesellen zu erscheinen. Selbst mit
der Schweiz wurden Verhandlungen angeknüpft wegen der Anwerbung
von eidgenössischen Söldnern. Vor allem aber suchte man die Unter⸗
stützung des schwäbischen Bundes für sich zu gewinnen. Georg Holz—
schuher wurde beauftragt, auf einem Bundestage zu Ulm, der damals
stattfand, die Anliegen der Stadt zu überbringen. Denn man glaubte
in Nürnberg nicht anders, als daß nun ein offener Krieg aus—
brechen würde.
Zum Glück hatte man sich getäuscht. Markgraf Friedrich scheint
der ewigen Fehde mit der Reichsstadt müde geworden zu sein, vielleicht