Volltext: Nürnberg

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Das Schembartlaufen wurde aber schon 1539 vom Rathe 
verboten. Man hatte, da seit 15 Jahren kein Schembart 
mehr stattgefunden, im genannten Jahre grosse Vor- 
bereitungen dazu getroffen und es nahmen 135 Personen 
aus dem erbaren Geschlecht daran Theil. Die drei 
Hauptleute waren diesmal Jakob Muffel, Joachim 
Tetzel und Martin von Ploben. Es wurde ein 
Schiff im Zuge mitgeführt, worin ein Priester zwischen 
einem Doktor und einem Narren sass, und statt des Mess- 
buches ein Brettspiel in der Hand hatte. Dieser Priester 
war aber einem Geistlichen der Stadt so ähnlich dar- 
gestellt, dass sich dieser dadurch verhöhnt und gekränkt 
sah und Klage beim Rathe stellte, worauf der Schembart, 
der sich übrigens ohnedies überlebt hatte, für alle Zeit 
verboten wurde. — 
Eine nürnbergische Besonderheit, die zugleich auch 
zu den Volkslustbarkeiten gehörte, waren die sogenannten 
Lob- oder Spruchsprecher, eine Art Improvisatoren, die 
bei festlichen Gelegenheiten, namentlich bei Hochzeiten 
u. s w. nicht fehlen durften, und im Stande waren, auf 
der Stelle über jeden der ihnen aufgegebenen Gegenstände 
Reime zu machen. Unter ihnen war der berühmteste und 
beliebteste Wilhelm Weber, der sogar ein ‚„gekrönter 
Dichter“ war und von dem noch gedruckte Neujahrs- 
wünsche vorhanden sind. Er starb 1661. 
In dem 1628 für ‚die Fechtschulen erbauten Fecht- 
hause wurden Thierhatzen veranstaltet, die das Volk be- 
justigten, aber auch Komödien aufgeführt, die bei Tage 
stattfanden. Das Opernhaus, in welchem des Nachts 
gespielt wurde, entstand erst 1679. Neben dem Fecht- 
haus stand das heute noch bestehende und als modernes 
Bad wohl eingerichtete ‚Wildbad‘, im 16. Jahrhundert 
noch ein vielbesuchtes Mineralbad, welches Michael 
Springinklee in einem Gedichte besang. 
So heiter und leichtlebig die guten Nürnberger bei 
ihren Festen sich zeigten, so unverzagt und tapfer waren 
sie auch ihren Feinden gegenüber. Das hatten sie in dem 
Streite Ludwigs des Bayern gegen Friedrich den Schönen 
von Oesterreich, in den Kämpfen gegen die Raubritter- 
schaft, im bayerischen Erbfolgekrieg, in den Markgrafen- 
kriegen und im schrecklichen zojährigen Kriege bewiesen.
	        
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