Einleitung.
Bände derselben entdeckt; damit ist für den größeren Teil
seiner Werke eine unbedingt zuverlässige Grundlage geboten
während wir für die nicht Hhandschriftlich erhaltenen Gedichte
auf die Ausgaben derselben angewiesen sind, die Haus
Sachs bei seinen Lebzeiten selbst besorgte.
Ist Hans Sachsens Leben in ruhigen Bahnen ohne
aufregende Episoden dahingeflossen, so ist es doch durch die
Zeitereignisse wesentlich beeinflußt, und Hans Sachs hat den—
selben nicht kühl und gleichgültig gegenüber gestanden, viel—
mehr hat er sie mit seiner Dichtung begleitet, die so zu
einer wichtigen Quelle der Zeitgeschichte wird. — Mit
Stolz hat sich der Dichter als Sohn und Bürger seiner
blühenden Vaterstadt gefühlt, und diesem Stolz giebt er in
dem umfangreichen ‚„Sobspruch der Stadt Nürnberg“
freudigen Ausdruck; darum ergreift er auch entschieden Partei
gegen den gefährlichsten Gegner derselben, den Markgrafen
Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Culmbach. Aber über
die Grenzen der Stadt hinaus verfolgt der Dichter die
Ereignisse im Reich; er ruft auf zur Verteidigung des Vater—
landes gegen den „blutdürstigen Türken“; er begrüßt
(1541) Karl V. bei seinem Einzuge in Nürnberg, besonders
aber feiert er Maximilian II. bei seiner Krönung. Mehr
noch als die politischen Ereignisse hat die reformatorische
Bewegung den Dichter ergriffen; von Anfang an ist er an
der Seite des streitbaren Pfarrers Osiander in Nürnberg
ihr eifriger Verfechter gewesen; mit tiefem Ernst hat er
sich in die Lehre Luthers versenkt; davon zeugen die
Dialoge in Prosaform, die der Dichter 1524 ver⸗
öffentlichte und unter denen die „Disputatton zwischen
einem Chorherrn und Schuhmacher“ der wichtigste
ist, davon zeugt vor allem „Die Wittenbergische Nach—
tigall“, die er schon am 8. Juli 1523 ausgehen ließ. So
bedeutend war der Einfluß diefer Veröffentlichungen, daß im
März 1527 der Rat dem „tollen Schuster“ weitere Kund⸗
gebungen verbot; dennoch sind dieselben weit davon entfernt,
wild und leidenschaftlich zu sein, in ihrer sachlichen Milde