Volltext: Aus Heimat und Vaterhaus

starren Zügen, dem mageren Gesicht, der spitzigen 
Nase, den geistreich nach oben gerichteten Augen, 
den Koteletten für einen Engländer gehalten. 
Immerhin hatten wir Buben ihn in dieser stummen 
Bewegung lieber, als wenn er plötzlich aus seiner 
Verlorenheit ins Irdische zurückkehrte, vor einem 
bvon uns Halt machte und nun Fragen an uns richtete, 
wo wir auf tausend nicht eins antworten konnten, 
oder wenns uns glückte, durch die Form der Antwort 
sein feines sprachliches oder logisches Empfinden 
berletzten. 
Weniger angst war's uns vor dem Herrn Pfarrer 
F.“ einem Bückeburger, der zunächst als Hofmeister, 
dann als Pfarrer seine norddeutsche Heimat mit 
dem malerischen Ort am Fuß des Schloßberges ver— 
tauscht hatte. Jederzeit wie aus dem Ei 
geschält, mit dem glatt rasierten Gesicht, dem 
feinen weißen Haar, der blendenden Hals— 
binde, den buschigen Augenbrauen, unter denen 
ein paar etwas zwinkernde, aber freundliche Augen 
hervorblickten, hatte er etwas außerordentlich Feines 
und zugleich Wohlwollendes. Ob es immer gut 
ist, gerade im geistlichen Stand selbst den Tüchtigsten 
aus weiter Ferne aufs Land zu verpflanzen, dafür 
bietet mir gerade dieser würdige Herr, nach meinen 
eigenen Erinnerungen ein schlagendes Beispiel. Er 
hatte einmal bei uns Schulprüfung zu halten. Eine 
Weile ließ er den „Herrn Cantor“ zumachen, dann 
begann er — dabei spitzte sich der Mund immer 
mehr zu, sodaß zunächst ein Laut wie: „Hewew'“ 
vernehmbar wurde, ehe er wirklich sagte: „M—meine 
lieben Kindo, nun will ich euch auch einmal eine 
Aufgabe geben.“ Weg war Angst und Ernst schon 
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