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ratete hier zum zweiten Male und kaufte bald darauf eines der Juden—
häuser, die der Rat nach Vertreibung der Juden (1499) loszuschlagen
suchte.“) Einige Jahre später, 1503, traf ihn durch eigene Schuld ein
böses Mißgeschick, das ihn um seine bürgerliche Ehre bringen sollte.
Er hatte eine Summe von etwa 1000 fl. bei einem Kaufmann, Jakob
Baner, angelegt, die ihm nach einiger Zeit gekündigt, jedoch mit
Interessen zurückbezahlt wurden. Baner empfahl ihm darauf eine Ge—
sellschaft, deren Haupt Hans Starzedel war, bei der er sein Geld von
neuem vorteilhaft anlegen könnte. Stoß befolgte den Rat, aber bald
stellte es sich heraus, daß die ganze Sache Schwindel war. Baner
hatte nämlich eine Schuldforderung an die von ihm empfohlene Ge—
sellschaft gehabt, die ihm nun aus dem Betrage des Stoß'schen Anlage—
kapitals zurückbezahlt wurde. Gleich darauf aber machte die Gesellschaft
Starzedel Bankerott, ihre Hauptteilnehmer flüchteten sich und Stoß kam
schändlicher Weise**) um das Seine. Um sich an Baner zu rächen und
wieder zu seinem Gelde zu gelangen, verfiel nun Stoß seinerseits auf
einen verbrecherischen Betrug. Er brachte nämlich einen Schuldbrief
des Baner vor, worin sich dieser gegen ihn angeblich zu einer Schuld
von 1200 Gulden bekannte. Der Brief zeigte deutlich die Handschrift
und das Petschaft des Baner, war aber, wie der Verlauf des darüber
geführten Prozesses ergab, eine Fälschung, zu der sich Stoß durch die
Geschicklichkeit seiner Hand hatte verleiten lassen. Der Künstler wurde
darauf verurteilt und wegen Fälschung durch beide Backen gebrannt
(1503). Heinrich Deichsler berichtet, man hätte keinen je so lind ge—
brannt, und in der That war die harte Strafe selbst noch eine Gnade,
da Stoß wegen seines Vergehens, das, wenn auch keineswegs zu ent⸗
schuldigen, so doch menschlich begreiflich ist, von Rechtswegen, wie derselbe
Chronist zu erzählen weiß, beide Augen verloren haben sollte.“*) Außer—
dem mußte sich Stoß eidlich verpflichten, sein Lebenlang die Stadt nicht
zu verlassen. Abgesehen von dem Ehrverlust — wollte doch kein Bild—
schnitzergesell mehr bei ihm arbeiten — mag ihm diese Beschränkung
seiner persönlichen Freiheit besonders schwer gefallen sein, weil er
mit seinen Waren die Nördlinger und Frankfurter Messen zu besuchen
pflegte. Er wurde deshalb wortbrüchig und entfloh, erhielt jedoch vom
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..Das Haus, jetzt in zwei Teile gesondert und mit den alten Nummern
S. 939 und 240 bezeichnet, besindet sich Ecke Wunderburg⸗ und Prechtelsgasse. Die daran
befindliche Madonna, jetzt im germanischen Museum und durch eine Kopie erseztzt,
rührt höchst wahrscheinlich von dem Meister selbst her.
.**) Daß Baner sich einer betrügerischen Handlungsweise schuldig gemacht und
die schlimme Lage der Gesellschaft gekannt habe, wird von Christoph Scheurl in seiner
Familienchronik behauptet. Vgl. Mitteilungen des V. f. G. d. Stidt. N. 9. Heft S. 219.
.9 Nach Baader, J., Beiträge zur Kunstgeschichte Nürnbergs, pflegte der Rat
ein solches Verbrechen sogar mit dem Tode zu bestrafen ().