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Galts doch einen Abschied nehmen
Wohl auf lang, vielleicht für immer
Einmal muß sie ihn noch sehen.
Mit verhaltnem Atem lauscht sie,
Wann sich ein Geräusch läßt hören,
Stets umsonst, Minuten dünken
Ewigkeiten sie, ein wildes
Wehe krampft ihr Herz zusammen.
Wenn er weggeritten wäre,
Ohne mir Valet zu bieten!
Nein, es ist nicht möglich, stöhnt sie,
Ihm ist Unheil zugestoßen.
Zitternd liegt sie auf den Knieen:
„O weh, zog er fort, der Herzliebste mein?
Ist er ohne Abschied gegangen?
O Gott, mach ein Ende der Oual und Pein,
Dem verzehrenden Harren und Bangen!
Wie steigt aus dem Frührot der Tag so fahl,
So grau, verschwunden die Sterne.
Was bringt jeder Tag der neue mir? Qual!
Mein Liebster ach! zog in die Ferne.
O weh, er ist Wahrheit, der schreckliche Traum!
O wollte es niemals mehr tagen,
In blutroten Rosen am Waldessaum
Liegt blutig mein Liebster, erschlagen!“
Horch: Es lassen leise Tritte
Freudigschnell empor sie fahren.
Bang sie lauscht, bis sie verhallen,
Endlich pocht es dreimal heftig.
Willibald tritt bleich, verstört ein.
Wo ist er, mein lieber Bruder?
Ruft sie, preßt aufs Herz die Hände.
Weiß nicht, spricht er düster blickend,
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