—
75
so daß der Leser den Eindruck hat, als halte er
ein gereimtes Geschichtswerk in Saͤnden. Vor
zweihundertundfuͤnfzig Jahren war solche dich—
terische Arbeit hoch geschaͤtzt. Die Zeit, die an
Cohensteins fuͤrchterlichen Machwerken, an des
braunschweigischen Herzogs Anton Ulrich, Catha⸗
rinas Sreunde, „durchleuchtiger Aramena und
Oktavia“ Gefallen fand, wird der tuͤrkischen
Siegessaͤule ihre Anerkennung nicht versagt haben.
Dabei bietet die Erzaͤhlung keineswegs eine blut⸗
triefende Schilderung von fuͤrchterlichen Graͤuel—
taten, welche die Erzfeinde begangen haben, sie
bleibt immer objektiv und nur selten wagt sich
eine persoͤnliche Bemerkung, meist in Sorm eines
Ausrufs hervor. Es folgen die Bedraͤngungen
der oͤsterreichischen Erblande, die Zeiten Ferdi—
nands II. endlich die Gegenwart, der Krieg
Ceopolds J. So ergeht die Bitte an den Kaiser,
er, „der CLieb' und Treu' Abgrund“, moͤge die ge—
samte Christenheit, die sich endlich unter sich dem
Frieden zugeneigt habe, unter seinen FSahnen ver⸗
einigen, um mit Silfe der heiligen Dreieinigkeit
den Kampf gegen die Unglaͤubigen zu einem sieg—
reichen Ende zu fuͤhren. Treue Vaterlandsliebe
spricht aus diesem letzten Abschnitt.
Und das ist der Grund, weshalb die Dichtung
außer dem allgemein historischen ein rein mensch—
liches Interesse erweckt. Die Zeiten des dreißig⸗
3
0
5
20
25