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gebacht, gefchieht nicht, fondern gerade das Segentheil. Mein
Kießling Kommt, wie fchon gefagt, am andern Tage wieder,
und zwar mit demfelben lebend freundlichen Sefichte wie fonft,
ja wo möglich mit einem noch freundlicheren. Da wird’8 dem
jungen Müller weich und warm ums Herz. SIeht {P8 qu8 mit
dem Spotten. Er hört willig und mit mehr al8 halber Aufs
merffamFeit auf das hin, was ihm der felige Tobias fagt, und
beim Abfchied reicht er ihm freundlich und faft dankbar die Hand.
Und fiche da, e& dauert gar nicht Tange mehr, fo braucht Herr
Kießling den Müllerburfchen nicht mehr in der Mühle und
beim ftaubigen MehlFaften aufzufuchen; denn der kommt jebt,
fo oft er Fann und der liebe Tobias Zeit hat, zu ihm ins
Haus, und hört da mit einer Luft und Freude, die mit jedem
Tage mehr wächft, das Wort vom Leben. Und das wird auch
in im bald lebendig, fo daß aus dem wilden Burfchen ein recht
frommer, chriftlicher, in allen Stücken rechtfchaffener DBürgerss
mann und Hausvater geworden, der durch Wort und Wandel
bezeuget, daß eine folche Liebe und Geduld, wie die unfer$ feligen
Kießling war, nie ohne Frucht für Zeit und Ewigkeit bleibe,
Lieber Lefer! möchteft du nun lieber ein folcher gewefen
fein, welcher durch Ungeduld, fchnell aufbraufenden Zorn, oder
unfreundliches, firenges Predigen des Sefehes (welches oft um
Fein Haar beffer und heilfamer {ft als unfruchtbares Moralifiren)
jenen Berirrten abgeftoßen und vielleicht auf immer verftockt hätte,
oder doch nicht lieber ein folcher wie unfer Tobias war, welz
her durch innige Freundlichkeit, Geduld, und durch die Lockende
Biebesftimme des Evangeliums eine Menfchenfeele vom Tode ges
rettet? Sa du von Gott geduldeter armer Menfch! dulde, trage
und Kebe!
Einer hat gefagt, daß, wenn wir Chriften nur halb fo viel
ausdauernden Fleiß und Seduld auf das Gewinnen einer Mens
fchenfeele wendeten, al8 ein Schacherjude auf das Gewinnen eines
Kronenthaler83 e8 ftünde beffer um die Chriffenheit. Und was
ft eine einzige Menfchenfeele gegen alle Kronenthaler, die e8 in
ber Welt giebt!
