Volltext: Kaiser Wilhelm der Erste

57 
bs⸗ 
de 
en 
on 
m 
te. 
sF. 
i 
I. 
P 
n 
st 
0 
ij 
F 
n 
die Riesenfestung von der Außenwelt wirksam abzuschließen. 
Gambetta aber, der in einem Luftballon Paris verlassen hatte, 
entsandte immer neue Heere aus der Provinz, um den Be— 
lagerungsring zu durchbrechen. Von Süden, von Westen, von 
Norden zogen raschgebildete Heere heran, während gleichzeitig die 
in der Hauptstadt versammelten Truppen bald hier, bald dort 
einen Ausbruch versuchten. 
Am 19. September hatte die Einschließung begonnen. Am 
3. Oktober wurde das Hauptquartier des Königs nach Versailles 
verlegt. Bescheiden wohnte er hier während der fünfmonatlichen 
Belagerung in dem Hause des Präfekten, während die prächtigen 
Säle des stolzen Königsschlosses Ludwigs XIV. zur Aufnahme 
der Kranken und Verwundeten eingerichtet wurden. Schwere 
Opfer kostete der lange Kampf gegen die vereinigte Macht der 
Hauptstadt und des Landes. Aber sie zeitigten die schönste Frucht 
des Krieges, die Wiederherstellung des deutschen Kaisertums. 
Während der Belagerung fand Bismarck Muße, die Verhandlungen 
mit den deutschen Fürsten, welche noch nicht zum norddeutschen 
Bunde gehörten, zu einem glücklichen Abschluß zu bringen. Ein 
Schreiben des Königs Ludwig II. von Bayern vom 8. Dezember, 
welches im Namen der deutschen Fürsten und freien Städte König 
Wilhelm aufforderte, den Kaisertitel anzunehmen, verlieh der Stim— 
mung der Verbündeten des Königs beredten Ausdruck. Und am 
18. Dezember erschien in dem Hauptquartiere zu Versailles eine 
Abordnung des norddeutschen Reichstages vor dem König mit 
der Bitte, durch Annahme der Kaiserkrone das Einigungswerk zu 
vollenden. Der Sprecher dieser: Abordnung war der Reichstagspräsi- 
dent Simson, derselbe, der im Jahre 1849 dem König Friedrich 
Wilhelm IV. im Namen des Frankfurter Parlaments die Kaiser— 
krone angeboten hatte. Jetzt war die Zeit gekommen, dem 
gemeinsamen Rufe des deutschen Volkes und der deutschen Fürsten 
zu folgen. Jetzt war keine Veranlassung mehr, abzulehnen, und 
so erfüllte König Wilhelm den einmütigen Wunsch des deutschen 
Volkes und seiner Fürsten und nahm die ihm angebotene Würde 
an. Im Spiegelsaale des Schlosses zu Versailles fand am 
18. Januar, dem Tage, an welchem einst Kurfürst Friedrich III. 
von Brandenburg in Königsberg die preußische Krone sich aufs
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.