fullscreen: Eppelein von Gailingen, und was sich seiner Zeit mit diesem ritterlichen Eulenspiegel und seinen Spießgesellen im Fränkischen zugetragen

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Versetzte Eppelein: „Das ist mir lieb; dafür geb' 
ich Euch ein Geschenk, Herr Kaiser, das wird Euch viel 
freuen.“ 
Drauf verschwand er unter der Menge. 
In kurzem aber brachte des Kaisers Leibdiener eine 
Schrift. Da der Carolus sie öffnete, fand er darin 
geschrieben, wie folgt: 
„Hochmächtiger Herr, viel großer Kaiser! Viel Gruß 
und Unterwürfigkeit zuvor, und entbiet mein willigen 
Dienst. Weil Ihr nun gesagt, des Knechtes Pflicht sei, 
zu thun, was seinem Herrn gefällt, mögt Ihr wohl 
meinen Feinden kein Gehoͤr gehen, und nicht gegen mich 
ins Feld rucken. Denn ich hab' stets nach Euerem Willen 
gelebt, wie es einen unterthänigen Knecht ziemt. Das 
heißt aber: Wie Ihr eine Stadt des deutschen Reichs um 
die andere verpfändet und verhandelt, also hab' ich, Eppe— 
lein, es Euch nachgemacht. Hab' demnach vom Hans von 
Lobenstein einen Goldgulden entliehen, und ihm dafür die 
heilige Stadt des Reschs, Nürnberg, versetzt. Weil ich, 
Eppelein, nun sonst ein armer Mann bin, so mögt Ihr 
Euere kaiserliche Gnade walten lassen, und dem Lobenstein 
denselbigen Goldgulden aushändigen, darum ich Euch 
gebeten hab', dieweil etwa sonst der Lobensteiner, der gat 
boshaften Gemüts ist, die Stadt Nürnberg gar nimmer 
herausgäb. Damit hoff' ich Euch wohl zu gefallen, und 
könnt' ich Euch an, so möcht' ich wohl Euch selber 
versetzen, da Ihr was mehr wert seid, denn einen Gold— 
gulden. damit ich dann meinen Wald wieder auslöste! 
Eppelein von Gailingen.“ 
Nun hatte die Braut des Burggrafen freilich den 
Eppelein gesehen, und fuhr großer Zorn und Schrecken 
durch die Menge, daß der Eppelein auf der Hochzeit 
gewesen sei. Könnt' auch wohl denken, welch' gerechte 
Wut die Nürnberger ergriff, als sie vernahmen, er habe 
ihre weitberühmte Stadt auf einen schnöden Goldgulden 
zu Pfand gegeben. Weil nun der Kaiser lachte, obwohl 
ihm nicht ernst war, so lachten die Nürnberger Rats— 
herren auch mit, obschon es ihnen nicht von Herzen ging,
	        
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