Objekt: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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nicht so ungünstig ausgestellt haben, als ein hervorragender Münchener 
Kunst-Schriftsteller uns glaubhaft zu machen sucht. — 
Wenn auch diese Industrie nicht ungewöhnlich Hervorragendes vorführte, 
was bei so kleinen Zwischenräumen in welchen heutzutage Expositionen 
abgehalten werden, auch kaum möglich ist, So lässt sich doch ein ganz ge- 
waltiger Fortschritt verzeichnen. 
Viel bedenklicher sah es dagegen auf der vorigjährigen italienischen 
Landes-Ausstellung zu Mailand aus, wo die berühmte italienische Glas- 
industrie um keinen Schritt weiter gekommen war über den Stand, den sie 
im Jahre 1878 auf der Pariser Weltausstellung angenommen hatte. — 
Das gleiche Urteil hat auch Lobmeyr in Wien abgegeben. — 
Wir werden nun versuchen, die Fortschritte, welche die bayerische 
Glasindustrie in den letzten Jahren gemacht und uns auf der Nürnberger 
Landes-Ausstellung vorgeführt hat, in Kürze zu schildern. 
Im neunten Jahrhundert sind die Anfänge der bayerischen Glasindu- 
strie im Kloster zu Konstanz und später in jenem zu Tegernsee zu suchen. 
(Die Entstehung der Glasindustrie in Oestreich dagegen fällt erst in die 
Mitte des vierzehnten Jahrhunderts; in England ist dieser Zeitpunkt das 
Jahr 1557 und in Nord-Amerika das Jahr 1621). 
Es wurden damals lediglich Fenster und Glasspiegel gefertigt. Im 
Jahre 1373 existierte schon eine Spiegelzunft in Nürnberg. Anfang des 
sechzehnten Jahrhunderts ist auch schon die erste Glashütte im bayerischen 
Wald bei Oberfrauenau zu verzeichnen, welche seit dieser Zeit unausgesetzt 
ein und derselben Familie, nämlich der Familie Poschinger angehört. 
Der gegenwärtige Besitzer dieser Fabrik ist der Reichsrat Georg 
Benediet von Poschinger in Oberfrauenau. 
1740 ungefähr soll der Herzog Albrecht venetianische Glaskünstler 
nach Bayern gezogen haben. In der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahr- 
hunderts ist Schaper berühmt durch seine Glasverzierungen und die nach 
ihm genannten Schaper-Becher. 
Im Jahre 1830 wurde die Glashütte Schachtenbach im bayerischen 
Wald von den Gebrüdern Franz und Wilhelm Steigerwald gegründet. 
Etwa 20 Jahre darauf gelang es dieser Fabrik nach unzähligen Ver- 
suchen unter der persönlichen Leitung des berühmten Chemikers Justus von 
Liebig das Rubinglas herzustellen. Weiter ist dieser Hütte die Einführung 
folgender Farbengläser zu verdanken: Türkis, Taubenblau und Pompe- 
janischrot. 
Wegen Holzmangel wurde 1866 die Fabrik von Schachtenbach nach 
Regenhütte verlegt, wo sie heute noch von den Einkeln der oben genann- 
ten Gründer fortgeführt wird. 
Im Jahre 1875 zählte man in Niederbayern und Oberpfalz nicht 
weniger als 315 Betriebsstätten für die Glasindustrie mit 2886 hiebei be- 
schäftigten Personen.
	        
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