Tamara
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Bayern, ihrer vorzüglichen, ausserordentlich schönen und vielseitigen Arbeit,
sondern auch wegen ganz unglaublich billiger Preise die allgemeine Be-
wunderung Sachverständiger. Ganz Vorzügliches leistete Gg. Heise, Kassen-
fabrikant in Landshut in Herstellung feuer- und diebssicherer Kassen
durch die Vortrefflichkeit der Technik und Eleganz in Form und Aus-
stattung bei sehr mässigen Preisen. Sein Protektorschloss eigener Kon-
struktion möchte wohl das Beste sein, was in dieser Richtung bisher ge-
leistet wurde.
Ueber die Goldschmiede-Arbeiten äussert sich Herr Hofsilberarbeiter
Wollenweber in München folgendermassen :
Wohl kann ich es mit Recht und Stolz behaupten, Preisrichter. in
einer der hervorragendsten Gruppen gewesen zu sein, und hievon wieder
in der bedeutendsten Sektion, nämlich in der Gold- und Silberschmiedesektion.
Es war dies wirklich eine Wonne, im eigenen Vaterlande diese Fort-
schritte und vorzüglichen Leistungen auf diesem schwierigen Gebiete zu
sehen und ist es gewiss keine Uebertreibung, wenn ich behaupte, dass in
dieser Branche, unsere Industrie, speziell in kunstgewerblicher Beziehung
sich mit jeder auswärtigen Konkurrenz messen kann. — Es zeichneten sich
die meisten Arbeiten durch reine Stilkenntnis, raffinierten Geschmack und
vollendete Technik aus, und hat es sich bei den meisten Arbeiten trefflich
gezeigt, dass nun endlich der richtige Weg gefunden: nach den Meister-
werken unserer Väter, nach den herrlichen alten Vorbildern früherer Jahr
hunderte zu studieren. sowohl in Formen, als auch in der exakten Aus
führung.
Allerdings ist dieser lobenswerte Aufschwung noch zu jung, um schon
von ergiebigen Erfolgen sprechen zu können, auch dürfte diese Kunstin-
dustrie nur schwer zur Massenproduktion sich eignen; denn kostspielig
bleibt diese Herstellungsweise immer, und wird wohl schwerlich die Devise:
„Schön und recht billig‘ erfüllen können. —- Jedoch ist es zweifellos, dass
die bayerischen und speziell die Münchener Gold- und Silberschmiedearbeiten
eine sehr ergiebige und dankbare Zukunft vor sich haben, wenn vor Allem
im eigenen Vaterlande die Unterstützung von nun ab nicht versagt oder
geschmälert wird d. h. wenn endlich der Krebsschaden gänzlich ausgerottet
sein wird, dass unsere Geldmänner und namentlich der Adel stolz darauf
werden, ihre Bedürfnisse in dieser Branche ausschliesslich nur mit einhei
mischen Erzeugnissen zu decken und nicht immer wieder damit zu koket
tieren, sogenannte ächte Pariser- oder Londonerarbeiten zu besitzen.
„Uebung macht den Meister!‘ sagt ein altes, bewährtes Sprichwort,
deshalb ist es Aufgabe eines jeden ächten Patrioten, den einheimischen
Kräften keine Gelegenheit zur Uebung vorzuenthalten, sondern stets darauf
bedacht zu sein, durch vielseitige Empfehlung die einheimische Industrie
verbreiten und erstarken zu helfen. Hat ja doch nicht leicht ein Land,