Volltext: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

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stammen. Die Zeit der Entstehung des Annaaltars wird mit der 
Errichtung des um 1502/3 geschnitzten Kreuzaltars im Wawel zu- 
sammenfallen. Der zweite schon genannte Marienaltar in Bartfeld, 
der ähnlichen Charakter trägt,'”) stammt der Datierung zufolge 
aus jener Zeit. Ob auch der zweite Marienaltar!®) mit geschnitzten 
Flügelreliefs in Bartfeld. der Stanislauswerkstatt zuzuweisen ist, 
ist dem Stil nach zwar nicht unmöglich, aber beim heutigen 
Stande der Stanislaus Stoss-Forschung schwer zu entscheiden. 
Auch Werke einheimischer Künstler trifft man hier und da 
in den Städten der Zips an. Von Leutschauer Künstlern,!*) von 
denen Werke erhalten sind, werden hauptsächlich zwei genannt, 
Meister Nicolaus de Leutschau, der 1484 zwei Flügel für den 
Altar in Deutschendorf (Poprad) gemalt hat,!®) und Meister 
Paul der Schöpfer der Schnitzereien am grossen Johannis- 
altar in der Stadtpfarrkirche St. Jakobi in Leutschau, der um 1508 
wahrscheinlich vollendet war.!®) Merklas in seinem Führer durch 
die Stadtpfarrkirche St. Jakobi major von 1862 kannte den 
Schöpfer des Altars noch nicht. Indem er der Meinung ist, dass 
der Leutschauer Hochaltar dem berühmten Veit Stossischen in 
der Krakauer Marienkirche ebenbürtig zur Seite stehe und 
diesen an Reichtum des Schnitzwerkes noch übertreffe, hält er es 
nicht für unwahrscheinlich, dass Veit Stoss selber am Altar tätig 
18?) Die stechenden Augen finden sich beim hl. Nicolaus und Erasmus. 
183) Hier findet sich die Dreiteilung des Mittelbaues wieder, 
154) Im Rechnungsbuch des Corpus Christi werden Meister Paul 1437—50, 
Johann 1469—82, Kaspar 1489—03, Johann 1511—17, Theophilus 1512—23 genannt, 
von denen aber nichts bekannt ist. (Julius Pasteiner, Baudenkmäler Oberungarns in 
d. Österr.-ung. Monarchie in Wort und Bild, B. V, Heft 4, p. 122.) 
185) Siehe ebenfalls Pasteiner, Österr.-ung. Monarchie, B. V, Heft 4, p. 122. 
156) Im Tagebuch des Ratsmitgliedes und Stadtrichters Conrad Spervogel, das 
vom Ende des Jahres 1515 bis in den September 1537 reicht und ein interessantes 
Bild vom städtischen Leben und politischen Treiben bietet, ist die Notiz angeführt, 
dass der grosse Altar 1508 „mit der grossen Tafel zugedeckt‘ worden ist. Danach 
scheint der Altar damals vollendet worden zu sein. Diese Datierung bestätigt das 
am Altar neben dem Wappen des hl. Ludwig angebrachte Wappen König Wladis- 
laus II. (1490—1516), das als Zeit ante quem 1490 und post quem 1516 gibt. 
Die Notiz Conrad Spervogels bekommt noch weitere Bestätigung dadurch, dass am 
20. März 1508 Melchior Messingschlager, auch Polirer genannt, starb, der zehn Jahre 
Pflegvater der Kirche gewesen war und während dieser Zeit die ganze Kirche ver- 
goldet hatte. Der Altar muss also damals vollendet vewesen sein.
	        
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