Full text: Sammelhandschrift – Nürnberg, STN, Cent. VI, 43n

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heute eine derartige Lohpresse; es ist diese Presse eine der nützlichsten 
Einführungen der Neuzeit in den Gerbereien. 
Vacheleder ist ein Sohlleder aus leichteren Kuhhäuten, bei denen die 
Haare durch Kalken entfernt werden, während dies bei Sohlleder meist 
durch einen Faulungsprozess — Schwitzen — geschieht. Diese Ledersorte 
dient zum Besohlen von Damen- und Herren-Schuhe. Manche Gerber 
Bayerns appretieren diese Leder durch Himmern und Walzen und bringen 
sie unter dem Namen Vachcs lissges in Jen Handel; manche wieder ver- 
kaufen diese Leder ohne Appretur als sogenannte lohgare Häute. und über- 
lassen es dem Käufer dieselben für diejenigen Zwecke zurichten zu lassen, 
für welche sie am geeignetsten erachtet werden, und sind es hauptsächlich 
die mit Fichtenloh gegerbten Häute der ober- und niederbayerischen sowie 
schwäbischen Gerbereien, welche nach dem Elsass und Oesterreich im loh- 
garen Zustande guten Absatz finden. In genannten Kreisen sind andere 
(7erbstoffe als Fichtenrinde nicht billig genug zu beschaffen, während in 
den fränkischen Kreisen Eichenrinde vorherrschend verwendet wird. 
Oberleder. In diese Klasse gehören die Schmal- oder Fahlleder. Diese 
Leder müssen im Gegensatze zu den Unter- oder Sohlledern weich und ge- 
schmeidig sein und wird hierauf besonders in der Reinigung von Kalk und 
der nachfolgenden Behandlung in den Gerbebrühen die grösste Sorgfalt ver- 
wendet. Man nimmt hiezu die dünnen einheimischen oder auch ostindischen 
Rindhäute (Kips). Zur Anfertigung dieser Ledersorte besitzen wir in Bayern 
das geeignetste Rohmaterial, und erfreut sich auch das bayerische Schmal- 
oder Fahlleder einer grossen Beliebtheit; wir finden Gerbereien, deren Pro- 
dukte denen anderen deutschen und ausländischen Ursprungs in keiner Weise 
nachstehen. 
Wenn auch die Gerbung und Zurichtung dieser Ledersorte im Allge- 
meinen seit Dezennien keine Aenderung dem äusseren Auscheine nach er- 
litten hat, so sind doch wesentliche Fortschritte in Bezug auf Zurichtung 
gemacht worden. z. B. die Einführung der Spaltmaschine. 
Die tierische Haut ist ihrer Natur nach nicht an allen Stellen gleich 
dick; zur Herstellung eines guten, sich angenehm tragenden Schuhwerkes 
ist nötig, dass das hiezu verwendete Oberleder eine gleichmässige Stärke be- 
sitzt. Man ist daher genötigt die zu dicken Stellen mit einem Messer (Falz) 
zu entfernen. Die hier abfallenden Hautteilcehen — Falzspäne — wurden 
teils, wenn diese Operation nach dem Kalken vorgenommen wurde, als 
Leimleder verwertet, teils wenn dieselbe erst später nach der Gerbung voll- 
zogen wurde auf den Dünger geworfen. — (In neuester Zeit benutzt man 
diese lohgaren Falzspähne zur Fabrikation von künstlichem Leder (cuir 
factice.) 
Durch Anwendung der Spaltmaschine, welche gestattet, die Stärke der 
Haut nach Belieben zu regulieren wird der abfallende Teil noch nutzbar 
gemacht. — Dieser Teil, Spalt genannt, wird teils ebenso wie die Haut
	        
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