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gelingt es ihnen, den Preis der Bleistifte noch mehr her-
unter zu drücken, die Bleistiftfabrikanten aber sehen alle
zusammen nicht ein, wie hier ihre Interessen solidarisch
sind, wie einer nicht nur seine Konkurrenten, sondern
auch sich selber schädigt, sie huldigen dem Grundsatz,
sich selbst gern ein Auge nehmen zu lassen, wenn dem
anderen nur zwei geraubt werden, !)
Die geschilderte Abhängigkeit von den Kaufleuten ist
indess keineswegs mehr so allgemein und ausnahmslos,
wie in der früheren Zeit. Schon machen sich die ersten
Bestrebungen bemerkbar, jenen Einfluss der Kaufleute ab-
zuschütteln und sich auf eigene Füsse zu stellen. Die
grösseren Fabrikanten, welche „über ein Betriebskapital
zu verfügen haben,“ schicken ihre Söhne nach Frankreich,
Hamburg oder anderen Seeplätzen, um das für die Fabri-
kation so notwendige Zedernholz in grösseren Quantitäten
und deshalb billiger einzukaufen. ?) Ein Bleistiftfabrikant
beklagt sich darüber, dass durch hohe Eingangszölle der
bei billigem Einkauf gemachte Gewinn wieder verloren
yehe. 3)
Auch den Absatz versuchen jetzt diese grösseren
Fabrikanten mit Umgehung des Nürnberger Kaufmanns
selbst in die Hand zu nehmen; sie suchen auswärts Ver-
bindungen anzuknüpfen, versenden ihre Waaren direkt
an die fremden Kunden, *) ja sie lassen ihre Fabrikate
durch Reisende (Familienmitglieder) an bedeutenderen
Handelsplätzen offerieren. °)
Dadurch droht natürlich den Kaufleuten grosserSchaden.
Bis jetzt hatten sie ja den Vertrieb der Bleistifte ganz
allein in der Hand gehabt, nun aber entgeht ihnen durch
I) Marx a. a. 0. p. 4.
2) Bauer a. a. O0. p. 3.
3) Ziegler a. a. OÖ. p. 2
4) Huber a. a. O0. p. 6.
53) Bauer a. a. O0. p. 3.