—— B]h
72
— —
sehen und gehört, man mußte die Weißen für höhere,
furchtbar gefährliche Wesen halten.
Am Tage nach der Jagd begann Behaim, die Missio—
nare mit einigen Leuten, welche mit Feuerrohren bewaffnet
wurden, zurücklassend, die Expedition in das Innere des
Kongolandes. Die Hälfte aller Mannschaften, die nicht
nach Lissabon mit eingeschifft waren, verblieb in der Fluß—
mündung auf der Karawele.
In zwei Fahrzeugen, die halb mit Weißen, halb mit
Negern besetzt waren, ging es stromauf. Der König hatte
den Portugiesen einen Unterhäuptling als Führer mit—
gegeben, welcher überall des Herrschers Willen kund thun
sollte, daß man seinen Gästen nicht feindlich gegenüber—
träte, sondern sie in allen Dingen unterstützen müsse.
Wahrlich, das Geleit, das der Kongokönig mitgab, erwies
sich schon auf dem Strome unentbehrlich. Die Neger
kannten die Untiefen und Stromschnellen, die Wirbel und
Strudel, die nirgends gefahrvoller als im Kongo sind.
Oft tanzten und schossen die leichten Fahrzeuge auf den
unruhigen Wogen dahin, daß es den Europäern fast
schwindlig vor Augen wurde. Und nur die an die heiße
Aquatorsonne gewöhnten Schwarzen waren imstande, auch
noch in der Gluthitze mit ihren sehnigen Armen uner—
müdlich die Ruder zu führen.
An beiden Ufern des Stromes entlang zogen sich
immergrüne Wälder von seltener Höhe und Dichtigkeit,
von saftiger Pracht und Fülle. Langschaftige Palmen
aller Art, Brot- und Melonenbäume, Mangroven und
Bananen mit ihren köstlichen Früchten! Und drinnen
lustiges Leben und Treiben von allerlei Getier, das
kreucht, klettert und fleugt! Laut ertönt das ewige
Gezänk der langgeschwänzten Affen und Meerkatzen, das