24
Einleitung.
Mai 1434 zerstörte die Obst- und Weinblüte in ganz Franken und was
etwa hierbei noch verschont blieb, ging in der darauf folgenden Dürre
zu Grunde. Dann setzte Anfang Juni eine Regenperiode ein, sodafs das
Hochwasser in die Keller der Stadt eindrang und die Frucht auf den
Feldern nun schon zum dritten Male verdarb. Von einer Ernte war dies-
mal so gut wie garnicht die Rede. Die Getreidenot machte sich daher
diesmal schon im August in empfindlichster Weise geltend und erreichte
vollends ihren Höhepunkt, als auf den nassen Sommer wiederum ein
aufsergewöhnlich strenger Winter mit starkem Schneefall folgte. In der
erschreckenden Zunahme der Einbruchsdiebstähle, die damals in der Stadt
konstatiert ‘wurde, werden wir wohl ein Symptom der durch Hunger und
Kälte erzeugten Not zu sehen haben. Aus dem nächsten beiden Jahren
hören wir keine Klagen, bis plötzlich mit dem 9» Mai 1437 in ganz Süd
deutschland Nachtfröste einsetzten, denen erst die Weinblüte und dann
das im Keime stehende Korn zum Opfer fiel. Damit schwand wiederum
die Aussicht auf eine Ernte im Herbst und der Getreidepreis schnellte
bereits im Mai derartig in die Höhe, dafs sich der minderbemittelten
Klassen in der Stadt eine bedenkliche Erregung bemächtigte. Trotzdem
nahm die Teuerung noch fortwährend zu, und um das Elend voll zu
machen, stellte sich im Juni die Pest ein, die bis in den Dezember hinein
wütete und, wie schon bemerkt, etwa sieben Prozent der Bevölkerung hin-
raffte. Der Winter 1437 auf 38 war wieder so kalt, dafs die Pegnitz
fest "zufror. Als daher gleich nach Neujahr in St. Lorenzen die Neue
Mühle vor dem Ihrerthor in Brand geriet, war an Löschen nicht zu
denken und die dort lagernden Getreidevorräte wurden ein Raub der
Flammen. Das Jahr 1438 brachte, wie es scheint, eine gute Roggen- und
eine schlechte Weinernte. Den hierdurch verursachten Weinmangel ver-
wandelte jedoch schon im Jahre darauf ein guter Herbst in Überflufs.
Der Winter 1439 auf 40 führte wieder ein strenges Regiment, und als er
schied, folgten ihm Hochwasser und N ässe, sodals das Futter verdarb und
unter den Schafen verheerende Seuchen ausbrachen. Korn für die Menschen
war dagegen in Hülle und Fülle vorhanden.
Wir haben uns im vorhergehenden die äufseren Umstände ZU Ver-
gegenwärtigen gesucht, unter denen sich das Leben der Stadtgemeinde
Nürnberg in unserer Epoche abspielte und aus denen die N ürnberger
Verwaltung ihre Aufgaben sowohl als auch ihre Hilfsmittel schöpfte.
Beide, die Aufgaben und die Hilfsmittel, sollen uns in diesem Buche noch
eingehend beschäftigen. Ehe wir uns aber ihrer Betrachtung zuwenden.