Metadaten: Mein Kriegs-Tagebuch vom 29. Juli bis 1. September 1870

3 
zeug vequirirt, morauf die fegenSwerthe ThHätigkeit begann, die ein fhanmlofer 
Didhterling, ohne deren Werth zu Kennen, zu perfifliven wagt: 
Fwig in des Leders Schranken, . 
Zummelt Schufter feine Kraft, 
Ledern merden die Gedanken 
Und das Herz zum Stiefeljhaft. 
Die verkrochenen und Ddabongelaufenen Yewohner und Bewohneriunen 
jtellten fig Heute wieder ein, denn wir waren Bbefjer, al unfer Nuf. Die 
Unterhaltung derfelben mit den Soldaten bot noch Fein weites Teld. Salba: 
derte der Eingeborne einen langen Sermon, 10 erhielt er gewöhnlid) die Ant- 
wort: Nix comprend pas! modurdh fi Der eritere Redner jedoch durchaus nicht 
abicdhreden ließ und von Neuem die Konverfation aufnahın. Einige Züge aus 
der Pfeife und ein »Ouni« nebit entipredend verächtlihen, oder wenn e8 ein 
jüngeres Femininum war, jreundlidhen Blicken bildete die jtereotnpe Entgegnung 
und mußte dann zu weiterer VBerftändigung die Spradhe der Hände, Füße und 
Mienen, die {tete Begleiterin der jranzöfifhen KNonverfation , herbeigezogen 
werden. 
Unfere madere Hausfrau Fochte unterdeffen unermüdlich für NXhre Säite, 
und der Hausherr, der erfte vernünftige, den id traf, ftellte uns Wein in 
befter Sorte zur Berfügung und Hatte {elbft fein Vergnügen daran, uns ver: 
anügt zu fjehen, erbat {ich jogar bei unferem Rücknarich wieder die Chre 
des Bejuches. 
Was den franzöfijhen Tijdy anbelangt, fo ift derfelbe durchaus nicht {hlecht, 
doc) bedarf es der Gembdhnung an denjelben. Das Brod, zwijchen aunferem 
weißen und fhwarzen Brode ftehend und meift nur in Diefer einzigen Sorte 
vorhanden, ift wenig gefalzen; die mittäglidge Suppe fehlt faft gänzlich und 
wird nicht in Tellern, fondern, wie au der Kaffee, in Heinen Schüffeln auf 
getragen. Die fehr üblichen Cotelettes und Beafiteafz werden auf dent NRofte 
zubereitet, jedoch In einer Weife, daß nur die äußere Umhüllung davon berührt 
wird, der Kern bleibt fajt roh. It Alles vertilgt, danı Hat man noch das 
Vergnügen, a8 Schluß den nicht zugleich mit andern Sachen aufgetragenen 
Salat hinunter zu würgen und als unentbehrlidhen NachtijH Zucerwerk und 
Confituren darauf zu ftopfen. Derartig ift das Dejeuner ; das Diner bietet 
außer den Gejagten noch die Suppe. Der Kaffee wird nur Morgens, und 
jelbit da nicht immer, mit Mild genofjen, Nachmittags jedoch ausichließlich 
mit Cognakf, wie überhaupt ein Scdnapziortenjtudiunm in jedem franzöfijchen 
Haus ermöglicht ijt. Cognac, YRafpail, SGazeufe, Curacao, MAbfyuth, Arac, 
find Sachen, die in Feinem KüchenjHrank fehlen. Auch in den Caf6’8 wird 
ganz erjchrecklich viel von Ddiejen Sachen conjumirt, und wie wir uns beim Bier 
unterhalten, jo die Franzofen hei einem „petit Cognac.“ 
Daß der Comfort der Hauseinrihtungen ein größerer ift, als bei un8, {ft 
bekannt; demielben läßt fid aud) Feineswegs Sefchmac abjtreiten. Sigen- 
tHümlih ift, daß in allen Häufern noch der mittelalterliche Kamin Herricht und 
der Zimmerofen nie gefehen wird, 8 ift wahr, mas fie (Die Franzofjen) zu 
defjen Begründung fagen, daß Das hHellodernde Feuer, um das die Familie im 
Winter fibt, recht traulih und gemüthlig ift und: Ou peut-on Ötre mieux 
qu’'au sein de sa famille? Über ic bedanke mich, bei den gepflafterten Stuben» 
böden mid an Falten Tagen immer {fo nahe ans Feuer feben zU müffen, Daß 
ich im SGefichte halb verbrate, während der Rücken der Külte permanent aus- 
gefeßt bleibt, da die furchtbar leichte Bauart der Häufer eine Durdwärmung 
de8 Rimmer8 nur fehr (Her möglich macht,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.