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hatte in der Zwischenzeit eine vierte Reichsstadt, Rothen-
burg, sich mit ihm wegen preussischen Schutzes in Ver-
bindung gesetzt,! während Dinkelsbühl bei dem Magistrat
von Weissenburg anfragte, unter welchen Bedingungen
die Uebergabe der Stadt erfolgt sei.?
Hardenberg drängten sich die Gründe für eine
Annexion Nürnbergs mit solcher Gewalt auf, dass er es
wagte, dem ihm erteilten Befehl nicht zu willfahren und
nochmals sich nach Berlin zu wenden. In einem langen
Bericht setzt er auseinander, dass die Besitzergreifung‘ von
Nürnberg in finanzieller und politischer Hinsicht unbe-
denklich sei. An Preussens Mässigung und Skrupulosität
— denn davon hatte das Reskript mit feierlichem Ernste
gesprochen — werde niemand glauben, da man wisse,
dass in allem nur, politisches Interesse das Motiv sei. Wie
Alvensleben behauptet er, dass der Wiener Hof sich durch
Genügsamkeit des Gegners nicht in seinen Plänen werde
stören lassen. Am Schlusse wird die Notwendigkeit be-
tont, mit Frische aufzutreten, da sich sonst nichts unter-
nehmen lasse.® Er traf damit einen der wunden Punkte
im Systeme von Haugwitz. Auf sofortiger Einverleibung
wollte Hardenberg nicht bestehen, wenn man nur in
nächster Zeit Nürnberg gewinnen konnte, Indes sollte
der König schon jetzt die höchste Autorität in der
Stadt darstellen. Der Minister erbot sich, mit ihr einen
Nebenvertrag‘ abzuschliessen, welcher Friedrich Wilhelm
i. Bericht Hard. d. d. Fürth 15. Aug. 1796; R. 50. n. 41—4-
2, Bayreuther Zeitung vom 6. Sept. 1796; ebda,
3. Enfin, pour obtenir son but dans la politique comme ä la
zuerre il faut, en prenant les precautions n&cessaires, hasarder
quelque chose avec courage, vu qu’il est impossible de parer ä tout
inconvenient sans perdre le moment favorable, qu'il s’agit de saisir.
Aehnlich hatte vier Monate vorher Caillard zu Haugw. gesprochen:
Bailleu I, 443.