Volltext: Geschichte der Reichsstadt Nürnberg

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geachtet und gefürchtet, führte Privat- und öffent— 
liche Kriege, nahm Grafen und Ritter in ihre Dienste, 
und andern schlug sie die Köpfe ab!“ 
Auch Roth führt sein genaues Verzeichniß dieser Placke— 
reien ebenfalls für das nächste Jahrhundert fort, und wir 
werden im Einzelnen darauf zurückkommen. 
Wenn dieser Gegenstand hier etwas ausführlich behan— 
delt worden ist, so geschah dies hauptsächlich aus dem 
Grunde, dem Leser am rechten Orte auch eine der Schatten- 
seiten des in Liedern und Prosa so sehr gepriesenen Mittel— 
alters vor das Auge zu führen. Die Zeiten der süßen 
Minne und der Liebeslieder waren vorbei, kein Sängerkrieg 
wurde mehr auf der Wartburg am Hofe eines Fürsten im 
Liede ausgefochten, der Adel war zum rauhen unbändigen 
Krieger geworden, der sich eben so frech und trotzig der 
fürstlichen Gewalt, selbst gegen die Befehle seines Lehens— 
herrn stemmte, in mißverstandner Freiheit und Unabhängig— 
keit, als er sich andrerseits übermüthig und rücksichtslos dem 
reichen Städter gegenüber stellte. Die Gesittung war bald 
in die Mauern der Städte gezogen, und in ihrem Gefolge 
Pflege der Künste und Wissenschaften, die in jenen Zeiten 
nur dort ihren Schutz gefunden haben. Reichthum und 
Macht erzeugte Luxus, daher die vielen Erfindungen zum 
Nutzen und zur Bequemlichkeit des Menschengeschlechts, weite 
mächtige Dome, zum Himmel anstrebende prächtige Münster, 
herrliche Rathhäuser wurden erbaut, und der reiche Patrizier 
und Bürger wohnte in hohen giebelgeschmückten Häusern. 
Weise Gesetze, von denen manche der Gegenwart allerdings 
sonderbar und barok genug erscheinen mögen, ordneten die 
Zustände, verbunden freilich mit einer oft barbarischen Justiz, 
da jenes Zeitalter vor allem der Abschreckungstheorie gehul— 
digt hat. „Es hat der Rath zu Nürnberg, berichtet Müll— 
ner vom Jahre 1398, sich gegen den Burggrafen als Haupt— 
mann des Landfriedens beschwert, daß die gefangenen Be—
	        
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