Der podagrische Traum, Kopf und Barett, und Ein Pasquillus
vom römischen Reich. Den „podagrischen Traum“ hat er nicht
zu Ende gedichtet, ihn vollendete Hans Sachs nach Prauns
Dichtzetteln. In der Person des Xasius ist der Altmeister selbst
in seiner schlichten Menschenfreundlichkeit geschildert. Wir
sehen, wie sich Hans Sachsens freundliches Bild in der Dichtung
eines Zeit- und Stadtgenossen widerspiegelt. Niklas Praun
hat in diesem Dialog die äussere Erscheinung von Hans Sachs
gezeichnet: mit einem Leder umgürtet, auf dem Kopf ein rotes
Barett, in der rechten Hand einen Homer, steht er da,
unschlüssig, ob er den Künstlern, die den blinden Reichtum
fliehen, folgen solle, Heiteren Gemütes, schlicht, klar und. fest
schaut er in die große Bewegung der Zeit, er stellt die heilige
Armut über den blinden Reichtum.)
Weniger liebenswürdig verfährt im Jahre 1673 ein Ano-
nymus zu Rapperswil mit Hans Sachs. — Am Schlusse seines
Stückes „Der Pedantische Irrthum ... Samt Angehencktem
singendem Possen-Spiele, die Sutorio Magistrale seltzame Meta-
morphosis, genannt“ sagt er: „Weil ich auch nach Italiänischer
Manier, einen, so den Schluss machen soll, einführen müssen:
Solches aber, weil mir, als einem redlichen Teutschen, die
mode nicht allezeit im Kopffe ist, vergessen, stelle ich, den
Fehler zu ersetzen, contra la Mode, Hans Sachsen, im Possen-
spiele, als einen, unnöthigen, Vorredner, dar“. Nun folgt: „Die
Seltzame Metamorphosis, der Sutorischen, in eine Magistrale,
Person, lustig, In einem singenden Possen Spiel fürgestellet.“
Unter den auftretenden Personen befindet sich „Hans Sachsen,
aus dem Schusterischen Cörper, in der Meistersänger Parnassum,
versetzter Poetischer Geist, vorrednerischer Commissarius“. Das
Ganze, urteilt Eichler,?) ist eine in unflätigen Zoten gegen die
Schulmeisterei gerichtete Satire. Erst gibt es eine unsaubere
Familienszene, dann eine ebensolche bei einem Schuster. Jan
Pint, der ursprünglich Schuster werden soll, wird durch die
Einmischung seiner Sozia, der liederlichen Uttilie, die den
Magister Johannes befriedigt, zum Magister gemacht. Schließlich
ı) „Hans Sachs und Niklas Praun“ von Vietor Michels in den
„Hans Sachs- Forschungen“ (hrsg. von Stiefel) S.11; und das Vorwort
von Karl Weinhold, 8. V.
2) Eichler S. 52—54.