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ventionen besonders dadurch an Wert, dass sie ausdrücklich
als unverbindlich bezeichnet waren. So hing es ganz von
Hardenbergs Belieben ab, ob er Rücksicht üben wollte
oder nicht. Immerhin begrüsste man damals in Franken
Jiese Art von Verzicht.als ein Entgegenkommen Preussens,
Für Hardenberg bedeuteten die Präliminarkonventionen
kein Aufgeben von Ansprüchen, sondern nur einen Aufschub
‘hrer Geltendmachung.! Auch andere Fragen liessen den
Minister für den Augenblick Nachsicht angebracht er-
scheinen. Hier spielen wieder die grossen Weltereignisse
herein, die Revolution in Frankreich, die alle Ufer über-
schritt, und die Versuche, sie von aussen in ihr altes Bett
zurückzuwerfen.
Der republikanische General Custine, mit einer Ab-
teilung von 18000 Mann im nördlichen Elsass stehend, be-
setzte am Ende des September 1792 Speier und Worms.
Weithin trug die Kunde von diesen Vorgängen Schrecken.?
Neue Nahrung gewann derselbe, als die Franzosen am
21. Oktober Mainz einnahmen, am Tage darauf Frankfurt,
ınd’'nun unmittelbar die Grenzen des französischen Kreises
streiften. In Würzburg und Bamberg war man bereits mit
Einpacken beschäftigt; in Regensburg ängstigten sich die
Diplomaten, die Franzosen würden nach Nürnberg kommen,
und mieteten für diesen Fall Schiffe, die Donau hinabzu-
fahren.® Auch Hardenberg blieb von Sorge nicht frei.
Damals traf er in Begleitung des Generalmajors v. Gräveniz,
den Friedrich Wilhelm nach der Pensionierung Treskows
1. So gab er am nämlichen Tage, an welchem er die Präliminar-
konventionen genehmigte, den Grenzämtern die sehr dehnbare Weisung,
sich heftiger Vorschritte über den bisherigen Besitzstand hinaus zu
anthalten. Reskript an die Regierungen von Ansbach u. von Bayreuth
d. d. Ansbach 17. Nov. 1792; ebda.
2. Häusser® I, 406, 408 f.; Sybel:I*, 582 ff; Sorel: L’Europe et
ja r&volution 111 (1891), 100; A. Chuquet: L’expedition de Custine? 33 ff.
3. Häussers I, 415; Sybel I*, 586.