Volltext: Festgabe zur 14. Hauptversammlung des Bayer. Volksschullehrer-Vereins

270 Zweiter Teil. Die Verwaltungsämter. 
bestimmten, dafs Pirkner 200 G und Müllner 500 G als Anzahlung in 
bar erlegen und den Rest ihrer Schuld in Jahresraten von je 100 G ab- 
tragen sollten. Statt dessen zog aber Pirkner seine Ratenzahlungen bis 
zum Jahre 1449 hin, während Müllner noch nicht einmal die Hälfte der 
ausbedungenen Anzahlung geleistet hatte, als am 5. Januar 1438 seine 
Mühle mit allen darin lagernden Getreidevorräten, deren Wert ein Augen- 
zeuge auf dreitausend Gulden schätzte, bis auf den Grund niederbrannte. 
Der Rat gewährte ihm darauf einen zinsfreien Vorschufs von 472 G" 
3 ort zum Wiederaufbau der Mühle, wodurch die Gesamtschuld Müllners 
auf nahezu 1400 Gl" stieg. Die Rückzahlung dieser Summe wurde von 
ihm im Jahre 1441 begonnen und erst volle zwanzig Jahre darauf von 
seinen Erben beendigt. 
Auch nach dem Verkauf vom Jahre 1436 bezieht die Stadt regel- 
mäfsige Einnahmen aus den beiden Mühlen, da, wie schon bemerkt, die 
Käufer nur ein erbliches Pachtrecht an den Mühlen erwarben und dafür 
eine jährliche Korngült von zusammen hundert Sümmern übernehmen 
mufsten. Die Mühlen gehen also durch -den Verkauf dem städtischen 
Haushalte nicht verloren, sondern sie treten nur aus der Kategorie der 
‚städtischen. Eigenbetriebe in die des gülttragenden Immobiliarbesitzes über. 
,„ 
8 2. Die Schmelzhütte. 
Das Silber und das Kupfer, dessen die Nürnberger Metallindustrie 
in grofsen Mengen bedurfte, wurde vielfach in Gestalt von silberhaltigen 
Kupfererzen, die bisweilen als „Kuttenisch Kupfer“?), häufiger aber kurz- 
weg als „Kupfer“ bezeichnet werden, eingeführt. Die Scheidung der beiden 
Metalle fand in diesem Falle erst in Nürnberg selbst statt. Um sie her- 
beizuführen, wurde das Erz zunächst „geseigert“, d.h. mit einem starken 
Zusatz von Blei eingeschmolzen, wobei Silber und Blei sich zu Werkblei 
verbanden und das reine Kupfer sich als sogenanntes „Seigkupfer“ aus- 
schied. Das Werkblei wurde sodann so lange erhitzt, bis das in ihm ent- 
haltene Blei zu flüssiger Bleiglätte oxydierte. Unter dieser sammelte sich 
das Silber, welches, nachdem die Glätte abgegossen war, zu einer letzten 
Reinigung auf kleine, tiegelartige Herde gebracht wurde, aus denen es als 
Feinsilber hervorging. Die Herde, die der Schmelzer selbst aus Ziegel- 
steinen und Lehm für jeden Schmelzakt neu herzustellen hatte, hießen 
wie noch heut „Teste“. Wohl zu unterscheiden sind von ihnen die als 
„Test“ bezeichneten stark silberhaltigen Metalllegierungen, welche die Gold- 
schmiede zur Silbergewinnung zu verwenden pflegten. 
ı) Nach ihrem Ursprungsort Kuttenberg, böhmisch: Kutnä,.
	        
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