Inhaltsverzeichnis: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

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In der Schilderung geistiger Vorgänge, das zeigen diese 
drei Sebalder Reliefs so recht, reicht Stoss an Kraffts drama- 
tische und doch gemässigte Darstellungsart menschlicher Em- 
pfindungen nicht heran; ja hier wird der weite Abstand zwischen 
Krafft und Stoss recht fühlbar. Wo Krafft, wenn er die Seelen- 
qual Christi am Ölberg schildert, durch rührende Innigkeit uns 
mitbewegt, da blickt aus dem Antlitz des betenden Heilands 
Leere und steife Gezwungenheit, die in der Haltung der Hände 
abenso wiederkehrt (Fig. 21). Weit besser war Stoss dieselbe 
Szene auf dem früher bemalten und grösseren Steinrelief in Krakau 
der Marienkirche gegenüber gelungen (Fig. 14). Da ist die Haltung 
der schlafenden Apostel freier, und die als Stütze dienenden wie 
ruhenden Hände desselben haben eine natürlichere Stellung als 
auf dem Sebalder Relief, Aber die Ähnlichkeit der scharf ge- 
“urchten Fältelung, die den Gegensatz von Licht und Schatten 
auch für die Ferne noch sichtbar werden lässt, und die Windungen 
des wie vom Winde aufgehobenen Mantels, die die Füsse sicht- 
bar werden lassen, machen eine zeitlich naheliegende Entstehung 
beider Reliefs sogar wahrscheinlich, sodass das Krakauer Relief 
in den letzten Jahren des Kraukauer Aufenthaltes gemeisselt 
sein wird. 
In dem Sebalder Relief des Abendmahls, wo wir Neu- 
dörffers Angabe zufolge lebenswahre Porträts der damaligen 
Ratsmitglieder und das Bildnis des Meisters zu sehen hätten, ist 
der Vorgang im Grunde recht unbedeutend gefasst. Nur einige 
der Jünger sind durch die Worte Christi ergriffen, die andern 
kümmern sich nur um Speise und Trank. Köpfe, Füsse und 
Hände zeugen von den anatomischen Kenntnissen des Meisters, 
obgleich die Details zu nachdrücklich hervorgehoben sind, lassen 
aber auch zugleich das Unvermögen, innerste, der Situation ent- 
sprechende Empfindung zum Ausdruck zu bringen, durchblicken. 
Die Szene der Gefangennahme (Fig. 22) ist nach einem der 
kleinen Reliefs der Umrahmung des Rosenkranzes, der angeblich 
aus der Frauenkirche stammend, sich in der Kaiserkapelle der 
Burg befand und heute im Germanischen Museum aufbewahrt 
wird, wiederholt. Schlagende Analogien zum Krakauer Marien- 
altar lassen dieses Nürnberger Schnitzwerk, wenn schon weder 
bezeichnet noch urkundlich beglaubigt, als zweifellose Arbeit 
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