Volltext: Abbildung und Beschreibung der Kreuzotter

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schon wieder ohne sonderlichen Schmerzen herum gehen konnte. Ich besuchte das Maͤd⸗ 
chen am zweiten Tage selbst, konnte aber die Wunde bei genauer Untersuchung nicht 
mehr entdecken. Nur der Ort, wo die Verwundung geschah, war noch etwas roth. 
Nun ist das Maͤdchen wieder ganz hergestellt. 
Die Mittel, welche man gegen die Ottervergiftung anwendet, sind verschieden. 
Leider aber hat maan sie oft gerade nicht bei der Hand, wenn man sie am noͤthigsten 
braucht, da die Schlange meist an menschenleeren Orten sich aufhaͤlt. Das Erste, was 
man zu thun hat, ist, daß man, wenn es sein kann, die Wunde unterbindet und das 
Blut so viel moͤglich herausdruͤkt, damit die weitere Ansteckung verhindert wird. Auch 
wasche man mit warmem Urin die Wunde aus und stecke das verwundete Glied in kuͤhle 
Erde. Hat man ein scharfes Messer bei sich, so ist es wohl das sicherste Mittel, die 
Wunde augenbliklich auszuschneiden. Auch kann man gluͤhenden Schwamm darauf 
legen oder mit Schießpulver die Wunde ausbrennen. Nun suche man sich Baumoͤl zu 
verschaffen, mit welchem der englaͤndische Otternfaͤnger, Namens William Oliver, in 
Gegenwart vieler Mitglieder der Koͤniglichen Gesellschaft zu London erstaunenswuͤrdige 
Proben angestellt hat, die nachher von franzoͤsischen Arzten wiederholt und bestaͤtiget 
wurden. *) Das Baumoͤl wird ˖ sehr warm gemacht und damit sowohl die Wunde, als 
auch der ganze Theil des Koͤrpers, an welchem sich die Wunde befindet, fleißig damit 
gerieben und in den Zwischenzeiten warme Überschlaͤge damit gemacht. Die Einreibung 
des Ols wird fleißig wiederholt und dann und wann auch ein Glas voll getrunken und 
etliche TTage nach Umstaͤnden damit fortgefahren. 
Oliver war damals, als er die Versuche vor der Koͤnigl. Gesellschaft anstellte, 
binnen 10 Tagen schon drei Mal von Ottern gebissen worden, außer den beiden Wun⸗ 
den, die er sich am 1. Jun. absichtlich von einer Otter machen ließ. Nach 4 Tagen 
war er wieder hergestellt. Er versicherte, denselben gluͤklichen Erfolg zehn Stunden 
nach dem Bisse, an Kuͤhen, Pferden und Hunden noch erreicht zu haben, und er und 
seine Frau haͤtten auf dem Vipern⸗ oder Otternfange stets Ol bei sich, womit sie gleich 
nach dem Bisse, den Theil benezten und die Haͤnde in einen mit Ol getraͤnkten Hand⸗ 
schuh, die Fuͤße in einen mit Ol getraͤnkten Strumpf stekten. 
—— 
*) Man sehe hierüͤber Unzers medieinisches Handbuch, 2te Auflage. 1794. 
Seite 854.
	        
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