7
1
„Beut den Tag foltu Kerrgott fein!
Schaff und gebeut alls, mas du wilt,
Seit hart, fireng, gütig oder mild;
Gib auf Erd Sluch oder den Segen,
Gib fhon Wetter, Wind oder Regen,
Du maagft ftrafen oder belohnen,
Plagen, fügen oder verfhonen —
In Summa, mein ganz Regiment
Sei heut den Tag in deiner Bänd!“
Wie fich nun Petrus in feiner Herrlichkeit fühlt, Fommt
ein armes Weib daher, bleich, barfuß, in zerrifjenen Kleidern,
die ihre Geiß auf die Weide treibt. An der Wegicheide an
gefommen, fpricht fie zur Siege: „Seh hin in Gottes Namen,
Bott behüt’ und befchüß’ dich, daß dir Fein Übel widerfahre
von Wölfen oder Ungewitter, denn ich felbfit Fann nicht mit
dir gehn, fondern muß auf Taglohn arbeiten, weil ich fonft
mit meinen Heinen Kindern nichts zu effen hab’,“ Die Srau
geht fort, die Ziege fpringt ihren Weg, der Herrgott aber
{pricht zu Petrus: „Haft du das Gebet der Armen gehört?
Weil du den Tag die Welt regierft, fo ift es deine Pflicht,
daß du die Geiß in deine Hut nimmft, wie die Frau von
Herzen gefleht hat“. So beginnt nun Petrus fein Regiment.
Aber die junge, ausgelaffene Ziege fpringt hin und wieder,
Berg auf, Berg ab, durch Stock und Stauden, Petrus ihr nach
mit Ächzen und Schnaufen, in Angft und Schweiß bis zum
{päten Abend. Kraftlos und ganz ermattet, bringt er endlich
die Geiß wieder an ihren Ort. Der Herr aber fieht Petrus
lächelnd an und fragt, ob er das Regiment noch länger zu
behalten begehre, worauf diefer befcheiden erwidert:
lieber Berre mein,
Nimm wieder hin den Stabe dein
Und dein Gmwalt, ih begehrt mit nichten
Sorthin dein Amt mehr auszurichten;
Jo merk, daß mein Weisheit kaum dicht, ')
Daß id ein Geiß regieren möcht
Niit großer Angft, NMÜüh und Arbeit;
D, Berr, vergib mir mein Torheit,
Joh mil fort der Regierung dein,
Weil’) iq) Leb, nit mehr reden ein.
!) tauaen mürde. ?) Solana.