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Reime waren, so wacker und gerade war seine Gesinnung, und wenn 
er in seinen gereimten Berichten über die Schlachten von Tachau und 
Tauß die elende Haltung der Ritterheere gegenüber den Dreschflegeln 
der hussitischen Bauern kritisiert, so meint man einen Chor von 
oatriotisch ergrimmten Reichsstädtern zu vernehmen, die sich mit 
imumwundener Offenheit über die Elendigkeit des heil. römischen 
Reichs und über die Nichtsnutzigkeit des deutschen Adels auslassen. 
Mit um so größerer Genugthuung berichtet Hans Rosenplüt in 
seinem ellenlangen Spruchgedicht: „Von Nürnberger Rayß“ über die 
löblichen Thaten der Nürnberger im Markgrafenkrieg. Hier, sowie 
in seinem „Lobspruch der Stadt Nürnberg“ läßt er seinem warm— 
—V freien Lauf. Und wie als Nürnberger, 
so machte er auch als Handwerker sein Selbstgefühl geltend; für 
hn, den Sohn des Volks, ist die Arbeit ein ebenso stolzer Ruhmes— 
titel als adelige Geburt und Gelehrsamkeit. — Wie Rosenplüt als 
Reichsbürger denkt, sieht man am besten aus seinem Fastnachts⸗ 
piel „Vom Türken“ (1456), in welchem er unter dem Geleit der 
Stadt Nürnberg den Großtürken als Reformator auf deutschem Boden 
auftreten läßt und demselben die bittersten Stachelreden über das 
unter Friedrich III. verlotternde Reich in den Mund legt. Diese 
dramatische Satire des ungelehrten Nürnberger Handwerkers ist ein 
würdiges Seitenstück zu den Invektiven des zeitgenössischen, gelehrten 
Gregor Heimburg. 
Mit diesen demokratischen Anschauungen scheint es sich schlecht 
zu vertragen, daß der Nürnberger Volksdichter zum Schlusse seiner 
dichterischen Laufbahn seine Nahrung an den Fürstenhöfen zu suchen 
hegann. Seine dichterischen Erfolge mögen ihn bewogen haben, das 
Handwerk an den Nagel zu hängen und als fahrender Sänger, d. h. 
als einer der damaligen Wappendichter, die sich mit der Auslegung 
der Unterschiede der Visierung und Blasonnierung der Wappen beschäf— 
tigten und gereimte Wappenbeschreibungen verfaßten, die deutschen 
Lande zu durchstreifen. Dabei war natürlich die Hauptsache, die 
hohen Wappenherren selbst über alle Maßen zu preisen, um den 
erhofften Lohn zu erringen. Der bekannteste Wappenspruch Rosen— 
plüts ist der zu Ehren des mit der Stadt Nürnberg befreundeten 
Herzogs Ludwig des Reichen von Landshut. Die auf seinen neuen 
Beruf gesetzten hohen Erwartungen scheinen sich aber nicht erfüllt zu 
haben. „Der Adel“, klagt er in seinem Gedicht „Vom Einsiedel“, 
„hat sein Wappenschild mit dem Wedel der Schande bedeckt und die 
braven Herolde, die die Wahrheit sagen wollen, vom Hofe gejagt.“ — 
Nach einer Lokalüberlieferung hat Hans Rosenplüt sein Leben in der 
Dominikanerkutte beschlossen, was nicht unwahrscheinlich erscheint, 
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