Objekt: Alt-Nürnberg

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frühere Richtungen des Handels sich änderten, mußte solches Straßen⸗ 
recht zum unleidlichen Zwang werden, indem die Herren einer älteren 
Straße die Legung oder allmähliche Entwicklung einer neuen und 
kürzeren mit allen Mitteln der Gewalt zu hindern suchten, um in 
ihren Einnahmen nicht gekürzt zu werden. Das Verfahren eines 
Zolles oder einer ganzen mit Zöllen belegten Straße wurde im Be— 
retungsfalle gewöhnlich mit Verlust der Waren und des Fuhrwerks 
bestraft. 
Nehmen wir nun zu allen diesen Plagen noch das Stapel— 
recht, welches, so lange der deutsche Handel in den Windeln lag, 
eine Wohlthat, später aber nur ein drückendes Hemmnis war, dann 
die Schwierigkeiten des Kreditwesens und endlich das unbeschreib⸗ 
liche Elend des das reinste Chaos darstellenden Münzwesens, 
so können wir dem „deutschen Kaufmann“ jener Jahrhunderte, der 
trotz alledem den deutschen Handel zur schönsten Blüte brachte und 
sich zum Kern und Halt des deutschen Bürgertums machte, gewiß 
die Anerkennung höchster Tüchtigkeit nicht versagen. 
Trotz all den Hemmnissen und Schwierigkeiten, mit welchen der 
deutsche Handel zu kaäͤmpfen hatte, konnten sich große Kapitalien bilden 
und während bis ins 14. Jahrhundert hinein Lombarden und Juden 
ausschließlich den Geldmarkt beherrschten, sehen wir später in Deutsch— 
land allmählich Häuser emporsteigen, welche durch ihre Geldmacht im 
Welthandel eine gebietende Stellung einnehmen. Zuerst denkt man 
hier natürlich an die Augsburger Fugger, die Rothschilde ihrer Zeit; 
aber es bestanden neben diesen noch manche andere Häuser in Augs— 
hurg und Nürnberg, welche den Königen von Frankreich wie den 
deutschen Kaisern Summen vorstrecken konnten und die durch die Ver—⸗ 
einigung des Kapitals sich Reichtum, Macht und Ansehen erwarben. 
Schon im 14. Jahrhundert vereinigten sich die Ebner in Nürnberg 
zum Handel nach Venedig, nach Ungarn und dem Rhein; i. J. 1375 
einigte sih Jakob Grundherr mit Marquard Mendel und 
dessen Brüdern auf Gewinn und Verlust; hernach traten die Geuder, 
später die Nützel zu einer Gesellschaft zusammen. Die Zeit vom 
letzten Viertel des 15. bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts war 
die Blütezeit jener Handelsgesellschaften, besonders der Augsburger 
und Nürnberger Häuser, welche einzelne Handelszweige, wie den Ge— 
würzhandel, förmlich zu monopolisieren drohten und durch diesen 
Mißbrauch ihrer Kapitalmacht, durch ihren „Kaufwucher“, den grim— 
migsten Volkshaß gegen sich hervorriefen. Die Handelsgesellschaften 
traten entweder zur Ausbeutung einer bestimmten Handelsrichtung 
oder eines gewissen Geschäftzweigs vertragsmäßig auf bestimmte oder 
unbestimmte Zeit zusammen. wie z. B. Willibald Virkheimer 
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