Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Kaspar Hausers Tod. 
bermuthen wäre es, indem diese durch seine handlungen seines Titels be— 
raubt wurde und auf 10 Jahre ins Brünner Zuchthaus kam. Auch kann 
ich mich erinnern, daß bei seinen schlechten Handlungen auch von zwei 
geraubten Knaben die Rede war. Vom ersten weiß man nicht wo er hin— 
kam, doch der 2. soll in Wien in einer Erziehungsanstalt sein. Nach. 
meiner Rechnung wäre der erste in Kaspar Hausers Alter. Alles Nähere 
hierüber kann man beim Gerichte in Brünn erfahren, indem daselbst sein 
Proceß verhandelt wurde. Sollte meine Angabe und Muthmaßung ge— 
gründet sein, so zweifle ich keinen Augenblick, daß wenn ich, nach öffent— 
licher Berufung meine Handschrift und die nämlichen hier angesetzten Worte 
vorweise, ich die versprochene Belohnung von 15000 fl.i) erhalte. Doch 
werde ich keiner sonstigen Aufrufungen zur näheren Erklärung mehr Gehör 
geben; indem man, wie schon gesagt, in Brünn genaue! Auskunft erhalten 
kann. Mit aller Hochachtung verbleibe ich 
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Euer Excellenz 
unterthänigster Diener 
X. X 2 
Kaspar Solkowskys Taufpate hat aber nichts gekriegt. 
Hickel übergab am 11. Februar 1834 den Akten einen an Stanhope 
gerichteten Brief eines gewissen Louis Dittmeyer. Dieser hatte früher 
in mehreren großen Gasthöfen Deutschlands als Oberkellner serviert 
und dabei viele der allerhöchsten Herrschaften bedient. Folgende sind 
die (den 29. Januar 1834 aus Hornberg bei Kirchberg an der Jart 
datierten) Ergebnisse seines Nachdenkens über Kaspar Hausers Ur— 
sprung. Ein „Professor“ in Wien hat noch 1883 unbewußt diese 
Kellnerweisheit verschlimmbessert. 
„Ich für meine Person glaube“, so lautet Dittmeyers Credo, „daß es 
K. H.) der junge Napoleon (II. gewesen sein könnte, und daß sich 
die Sache hätte so zutragen können. 
Nemlich im Jahre 1810, wo Napoleon die Herzogin Maria Luise 
geheirathet hatte, war es Napoleon sein Wunsch, daß der erstgeborene nicht 
eine Prinzeß, sondern ein Prinz sein sollte, daß er Thronerbe von Frank— 
i) Die „15000* Gulden sind im Volksmunde aus den vom König von Bayern 
wirklich ausgesetzten 10000 und der schon am 2. Juni 1831 von Stanhope ver— 
heißenen Prämie von 500 Gulden (oben S. 231) entstanden.
	        
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