178 Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke.
Zum Gerben ihre Haut verdorben,
Ich müßt' sie werfen auf den Mist.
Die AUachbarin spricht:
Ach, viel zu kurz die Säuhaut ist,
Sie würd' die Leiche decken nicht,
Es würd' heraussehn das Gesicht;
Ei, wollt Ihr nicht den Rock hergeben,
Wie Ihr ihm oft verhieß't im Leben,
So thut herbei ein Laken tragen.
Das Weib spricht:
Wenn auch hervor die Füße ragen,
Frau Nachbarin, so liegt nichts dran,
Es nimmt fürlieb mein lieber Mann.
Näht ihn nur in die Haut, ich bitt',
Ich hab' kein schlechtes Laken nit,
Das allerschlecht'ste, das ich hab',
Zur Aussteuer mir die Mutter gab,
Das ist noch gut fünf Kreuzer werth
Die Aachbarin spricht:
Ach, bringt ihn ehrlich in die Erd',
In dieser Welt ist's Laken doch
Die letzte Gab', schätzt's nicht zu hoch,
Er ist es werth, der wackre Mann.
Geht, schaut, wer draußen klopfet an.
(Die Frau thut die Thür auf.)
Der Uachbar kommt und spricht:
Ei, liebe Nachbarin, sagt mir,
Was habt verschlossen Ihr die Thür?
Ich fürcht', Euch ist etwas geschehen,
Drum komm' ich her,. es zu besehen.
Das Weib spricht:
Ach lieber Nachbar, kommt herein.
O weh, des Herzeleides mein,
Mein Mann ist todt, ich bin verdorben
Wär' mir doch ehr mein Vieh gestorben.