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und eine weiche Form mit mehr schwammigem Granulationsgewebe — Fungus
articuli. Erstere Form hat eine weit günstigere Prognose. Es werden bei
derselben viel häufiger Spontanheilungen beobachtet. Es treten leichter
Schrumpfungsprocesse ein, die entsehenden Narbenzüge umfassen und er-
sticken gewissermassen die spezifische Neubildung und können schliesslich
Heilung herbeiführen. Dahingegen hat die weiche Form die ausgesprochene
Neigung zur Verkäsung, zum Zerfall, zur Vereiterung und zur Ausbreitung in
die Umgebung. Die erstere Form wird sich also weit mehr zur conserva-
üven Behandlung eignen.
Zur richtigen Beurtheilung der Erkrankung gehört auch der Nachweis ob
ein Erguss im Gelenk vorhanden ist, dessen Natur, ob serös oder eitrig die
Probepunktion feststellt. Der eitrige Erguss deutet auf ausgedehntere Zer-
störung und wird uns zu operativem Eingriff nöthigen. Er verschlimmert die
Prognose wesentlich. Der seröse Erguss muss durch Punktion mit Aus-
waschung des Gelenkes entfernt werden. Die Experimente haben gezeigt,
dass die Synovialis nur ein geringes Aufsaugungsvermögen besitzt, so dass
Resorption nicht zu erwarten ist. Wird ja nicht einmal ein reiner traumatischer
Bluterguss von der intakten Synovialis aufgesaugt, sondern muss durch Punktion
entfernt werden. Ist der Erguss entfernt, dann kann conservativ weiter.
behandelt werden.
Crepitation und seitliche Beweglichkeit im Gelenk deutet auf ausgedehnte
Zerstörungen — Operation.
Das Röntgenbild zeigt uns in den günstigen Fällen von reiner Syno-
vialistuberkulose normale Knochenkontouren. In anderen Fällen weist ein
isolirter Schatten auf einen tuberkulösen Herd im Knochen hin. Prognostisch
ganz ungünstig ist ein Verwaschensein der Knochenkontouren, wie man es
besonders bei Handgelenks- und Fusstuberkulose sieht. Dies deutet auf aus-
zedehnte Zerstörung von Knochengewebe hin,
Wichtig für den einzuschlagenden Behandlungsweg ist auch das Stadium
:n welcher die Erkrankung zu uns kommt. Ist das Leiden noch im Beginn,
so bietet natürlich ein conservatives Verfahren weit bessere Aussichten als
wenn es schon Jahre besteht und die Kräfte des Patienten consumirt hat.
Ganz im Beginn des Leidens ist die Differenzialdiagnose gegenüber anderen
chronischen Gelenkerkrankungen (Rheumatismus, Lues, Arthritis deformaes)
durchaus nicht leicht und man wird schon deswegen mit eingreifenden Mafs-
nahmen zurückhalten bis die Diagnose klar ist.
Schmerzen deuten auf ein Fortschreiten des Processes im Gelenk, zu-
mal wenn ein in der Richtung des Gliedes ausgeübter Druck oder leichter
Schlag die Schmerzen erheblich steigert. Wenn das Leiden schon lange be-
steht sind sie eine Mahnung durch Zuwarten nicht die rechte Zeit zum Ein-
schreiten zu versäumen.
Häufig kommen Kranke zu uns, deren Leiden zwar schon sehr lange
besteht, bei welchen dasselbe aber entschieden zur Ruhe gekommen ist und
Neigung zur Ausheilung hat. Diese Neigung zur Heilung kündigt sich in