Objekt: Zu Nürnberg

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brochen durch den Eintritt eines neuen Gastes und sintemalen 
es der lobesame Pfänder)) ist, verstummten williglich die Mein— 
ungen über solch heikle Fragen. 
„Was ich sagen wollt,“ sagt Sifrit Caterbeckh, „was ist 
denn aus der Frau und dem zweiten Kind des Puchner geworden?“ 
„Hab' nichts mehr von ihnen vernommen,“ erwidert Meister 
Pinhold, „das Handwerk hätt' sie ja weiterbetreiben dürfen mit 
ehrsamen Knechten zusammen, nach des hohen Rates Koder und 
Verordnung, aber es war nichts da zum „Weiterbetreiben“. 
„Ja,“ nickt Sifrit, „vieles ist allhier bei Euch anders ge— 
worden, denn es zu meinen Zeiten gewesen. Schier fühlt' ich 
die Sinne umnebelt, als ich den Marktplatz überschritt, den ich 
nimmer gekannt.“ 
„Ihr sehet, unsere Stadt ist eine der letzten nicht,“ meint 
mit gerechtem Stolze der Pfänder und schlürft seinen Meth. 
„Das alte Judenviertel hat der Pöbel anno 48 gestürmt, 
die Juden hinausgeprügelt und das alte Seug niedergebrannt, 
schad' war's nicht darum, denn es war ein verzwicktes Gewinkel 
dort unten. Wie dann der Brandschutt fortgeschafft war und 
die Stätte geebnet, hat die Stadt einen gar weidlichen Markt— 
platz erhalten. An Stelle der alten Synagoge steht unsere 
Marienkirche — so man auch den Mariensaal heißet, maßen 
ihr die hohen Türme mangeln — gewiß ein fürnehm, gar 
künstlich verzieret Gebäu, 1361 erst vollbracht. Das schöne 
Portal hat der Sebald Schonhofer gehauen. — Wahrlich, 
kann's Euch nicht verdenken, wenn Ihr die Vaterstadt nicht 
wieder erkennet!“ 
„Wo sind denn die Juden geblieben, die man doch schier 
unrechtlich vertrieben 7“ 
„Vertrieben ? . . . Habt keine Sorg', lassen sich mit leichten 
nicht vertreiben — anno 52 da hatten sie schon auf's neu' den 
Befehl vom König erwirket, daß die Stadt sie wieder aufnehmen 
mußt. Darob war der Rat nicht sonderlich erbauet. — Ihr 
J my Polizeldirektor.
	        
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