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blutigen Köpfen, und meldeten, der Eppelein sei sicher
im Land. Das wollte jedoch niemand glauben, weil
kurz vorher von einer That erzählt worden war, die er
im Schwäbischen vollbracht habe. Da hatten die anderen
ihre blutigen Köpfe und wurden noch verhöhnt dazu.
Nun gruben die Nürnberger einen Brunnen, den
sie in folgender Zeit den schönen nannten. Gerade war's
drei Tage nach dem Streit und um Vesperzeit. Da
ritt einer in der Stadt daher, wie ein alter fremder
Kaufherr, und sein Gaul schritt, als wär' er lahm. Hielt
der Reiter nun an, wo ihrer etliche gruben, und fragte:
„Was grabt ihr da?“
Sagte einer: „Einen Brunnen.“
Sagte Eppelein: „Ihr versteht Euch auf das Ge—
schäft. So mag ich Euch wohl nützen. Wann Ihr hier
fertig seid, kommt zu mir, ich will Euch wohl lohnen. Bin
auch nicht so weit von da. Ich hab' dem Eppelein sein
Schloß abgekauft. Der hat sich jetzt gänzlich ins Schwä—
bische gezogen.“ Dann ritt er weiter, daß Roß aber
war mit einemmal nicht mehr lahm, sondern machte
allerlei lustige Sprünge.
Das schien den anderen nicht geheuer, eilten ihm
nach, und schrie der eine: „Wenn der nicht Eppelein
selber ist, so ist's keiner!“ Rotteten sich auch gleich
mehrere Gewappnete zusammen, die des Weges kamen,
wollten ihm den Weg mit Spießen verrennen und erhoben
ein grimmig Geschrei. Der Eppelein aber rief: „Was
schreit Ihr denn so, da Ihr mich von zwei Seiten habt!
Ich kann ja doch nicht aus!“ Dabei riß er sein Roß
herum gegen die vor dem Brunnen, that gleich damit
einen Satz über sie weg, jagte durchaus, dem Rathause
zu, dann links fort und weiter zum Thor hinaus.
Kann nun jeder denken, wie die Menschen aus der
Sebalder Kirche stürzten, als sie hörten, der Eppelein sei
da gewesen.
War aber aller Tumult und Rumor und großes
Geschrei vergeblich; denn Eppelein hatte schon das Weite
gewonnen.
Weil nun alles aus der Vesper gerannt war,
ergrimmte der Pfarrer von Sankt Sebald billig sehr,