Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1921/22 (1921/22 (1922))

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Schmerzen nicht geschlafen, und Ihre überraschende 
Eröffnung stört nun ihr Gleichgewicht, lieber 
Freund. Ihr Antrag wird Anne in ruhiger 
Stunde ehren, wenn sie ihn auch nicht erhören 
kann. Und da Sie mir nun die endgültige Frage 
vorgelegt, nehmen Sie auch von mir den end—⸗ 
gültigen Bescheid: Anne ist in ihrem Herzen nicht 
mehr frei.“ 
„Nicht mehr —?“ fragte Friedrich fassungslos. 
„Nein. Und nun nehmen Sie nochmals die 
Versicherung, daß mein Kind und ich Ihren Antrag 
zu schätzen wissen, und suchen wir die Peinlichkei 
dieser Szene zu vergessen. Unser Willmer wartet 
unten voll Ungeduld. Kommen Sie, Friedrich, Kopf 
hoch und Augen klar.“ 
Rottmann zog den sprachlosen Freier bis 
zur Tür. 
„Ihr Bukett, lieber Freund, lassen Sie wohl 
unserer Anne als Schmerzensgeld für den luxierten 
Knöchel.“ 
Friedrich verbeugte sich und legte das Bukett 
auf den Stuhl an der Tür. 
Er begriff selbst nicht, daß er nach wenigen 
Minuten schon vor einem Briefbogen der Firina 
Sebastian Rottmann und Ko. saß und in einem 
Brief nach England über die Absendung des be— 
stellten Hopfens berichtete. — 
Anne hob den Kopf, nachdem der ungebetene 
Freier und der Vater sie verlassen. Schon während 
des Vaters Worten waren die Tränen versiegt. 
Sie wischte sich über das heißgeweinte Ge— 
sicht und blickte das große Blumenbükett an, das 
auf dem Stuhl an der Tür lag. Es duftete so 
stark nach Götterduft und Heliotrop — Anne wurde
	        
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