Inhaltsverzeichnis: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Vervollkommnet wurden die Wassersäulenmaschinen für diesen Zweck 
nicht; aber als Vorbild haben sie gedient bei der Konstruktion der kleinen 
Schmidt’schen Motoren, welche, von Wasserleitungen aus gespeist, Betriebs- 
kräfte bis 3 Pferdestärken liefern und in vorzüglicher Ausführung jetzt 
von J. Haag & Komp. in Augsburg gebaut werden. Sie unterscheiden 
sich von den obigen Wassersäulenmaschinen wesentlich nur dadurch, dass 
sie oszillierend eingerichtet sind und sie haben ohne Frage als kleine Mo- 
toren, welche von städtischen Wasserleitungen gespeist werden können, 
zum Betriebe kleiner oder einzelner Maschinen (Nähmaschinen, Dreh- 
bänke etc.) eine Zukunft. 
Die ausserordentliche Bedeutung, welche in Bayern die Wasserkräfte 
besitzen, ist natürlich am wenigsten ohne Einfluss geblieben auf den Bau 
der Wassermotoren mit drehender Bewegung, der vertikalen Wasserräder 
und Turbinen. —- Es gibt freilich hier zu Lande noch unendlich viele 
Wasserräder „Radkünste‘“, welche wegen ihrer wahrlich naiven Primitivität 
einen erstaunlich geringen Nutzeffekt geben und daher sehr schlechte Kraft- 
ausnutzer sind, Diesen gegenüber kann sich Bayern aber auch rühmen, 
Wasserräder- namentlich Turbinenbau-Anstalten ersten Ranges zu besitzen. 
Trotzdem der Turbinenbau in Deutschland erst in den vierziger Jahren 
kräftig in Aufnahme kam (die erste Turbine in Deutschland wurde 1835 
zu St. Blasien im Schwarzwald angelegt), waren im Jahre 1854 von einer 
bereits oben erwähnten Maschinenfabrik in Augsburg schon 63 Turbinen 
mit 2600 Pferdestärken gebaut. Dieselbe Fabrik hat jetzt bereits über 
/00 Turbinenanlagen gemacht und sich dadurch in die erste Reihe solcher 
Etablissements gestellt. Dass sie dabei alle theoretischen Erörterungen und 
praktischen Erfahrungen sorgfältig berücksichtigt, geht aus dem hohen Nutz- 
effekt hervor, für den sie bei ihren Turbinen garantieren. 
Sämtliche Maschinenbauanstalten in Bayern, welche Turbinen her- 
stellen, haben unseres Wissens den Bau dieser Motoren später begonnen. 
Dampfmaschinen scheinen ebenfalls in Bayern früh eingeführt zu sein, 
denn aus einigen in der Akademie zu München autbewahrten Akten geht 
hervor, dass bei irgend einem Bergwerk eine sog. Savery’sche Feuer- 
maschine bereits lange vor Schluss des vorigen Jahrhunderts im Betriebe 
war. Wann jedoch in Bayern die erste Kolbendampfmaschine gebaut wurde, 
ist mit Bestimmtheit nicht zu ermitteln gewesen. Auffallend ist es, dass 
die Berichte über die 1834 und 1885 stattgefundenen Industrieausstellungen 
die Dampfmaschine nicht einmal erwähnten. Es ist überhaupt wahr- 
scheinlich, dass der Bau der Dampfmaschinen in den oben genannten Fa- 
briken auch zuerst in Angriff genommen wurde, denn erst 1844 er- 
scheint in dem Katalog der Münchener Kunstausstellung eine rotierende 
Dampfmaschine und im Jahre 1847 waren in Bayern überhaupt erst 132 
Dampfmaschinen mit 5333 Pferdestärken vorhanden, wovon allein 68 mit 
4545 Pferdestärken für die Eisenbahnen und Dampfschiffe verwandt wurden.
	        
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