fullscreen: Albert Dürer

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kurzem Krankenlager, am 6. April, hatte auch er sein Kreuz zu Ende 
getragen!) — 
Auf dem Sanct Johannis-Kirchhofe betteten die Ueberlebenden den 
müden Leib, noch in dunkler Ahnung nur von der ganzen Größe ihres 
Verlustes. Dort ruht er neben Pirkheimer, Adam Kraft, Peter Vischer 
und Hans Sachs, den großen Mitbürgern seiner geliebten Vaterstadt, die 
er trotz Antwerpens und Venedigs glänzenden Anerbietungen nimmer 
derlassen wollte, und die Nachwelt pilgert zu seinem Grabe und zu dem 
ehernen Standbilde des Meisters, das milde herabschaut auf die lebenden 
Geschlechter.. 
Noch nicht ganz 57 Jahre alt war er geworden, und wir staunen 
immer wieder auf's Neue, welch eine Welt von Schöpfungen er in diesem 
kurzen Zeitraume aus dem Nichts hervorgerufen hat. Außer der großen 
Anzahl von Bildern und der kaum übersehbaren Masse von Handzeich— 
aungen, Holzschnitten und Kupferstichen, hat er auch zahlreiche und meister— 
Jjafte Werke der Plastik hinterlassen. Zierlich in Buchsbaum oder Speck⸗ 
stein geschnittene Reliefs und Medaillen, ganze Figuren, wie sein Adam 
und Eva, von staunenswerther Kraft und Fülle eigenthümlicher Natur⸗ 
anschauung und vollendeter Kenntniß des menschlichen Körpers, in dessen 
freier Wiedergabe in allen erdenklichen Bewegungen und in genauer Kennt⸗ 
niß seines Organismus er allen seinen Zeitgenossen voranstand. Ein 
Umstand, der von um so genialerem Blicke zeigt, als von eigentlich ana— 
omischen Studien, wie sie etwa Michel Angely Und Kroncit, getrieben, 
uns bei Dürer nichts bekannt ist. 
Ueber alles Das aber hinterließ er noch eine Unzahl schriftlicher 
Arbeiten, welche sein Zeitgenosse, der gelehrte Camerarius, bis auf 150 
beziffert. Seine Unterweisung zur Messung mit Zirkel und Richtscheit, 
seine Proportionslehre, seine Bücher über Fechtkunst, bürgerliche Baukunst, 
Proportion des Pferdes, Perspective, Landschaft, über Farbe und das 
Malen u. a.m. Vier Foliobände noch unedirten Manußfkripte bewahrt 
allein das Brittische Museum. Und „Wo ime Gott sein Leben länger 
gefrist het,“ sagt Pirkheimer, „würd' er noch gar vil wunderlichs, seltz— 
sams und künstlichs Dings an Tag gebracht und geben haben.“ Wie er 
denn weiter von ihm bezeugt: „Das Glück hatte ihm Alles gegeben, 
Schöͤnheit, Talent und Vertrauen, das durch ehrenhaften Wandel er— 
worben wird.“ Und derselbe Camerarius rühmt von ihm: „Wenn
	        
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