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schmalen Lippen preßten sich fest aufeinander. Ka—
roline Schmid blieb steif an der Tür stehen.
Einen Moment blieb es still im Laden. Es
war doch nicht so leicht, als Anne geglaubt, Josephs
Liebe aufzusuchen und zur Freundin zu machen.
„Darf ich um Zündhölzer bitten, Fräulein?“
fragte fast schüchtern Anne.
Karoline Schmid ging zu einem Ladenkasten
und legte das Gewünschte vor Anne hin, ohne sie
anzusehen.
„Aber nein, Fräulein Schmid!“ begann nun
Anne lebhaft. „Das ist ja Unsinn. Ich bin ge—
kommen —“
Karoline sah sie mit ihren ernsten Augen an.
„Weshalb, Fräulein Rottmann?“
„Sie kennen mich?“
Nun zog ein kaum merkliches Lächeln um Ka—
rolines Mund. „Weshalb?“ fragte sie noch einmal
trotz des Lächelns kalt und abwehrend.
„Aber wenn Sie mich kennen, dann wissen
Sie es doch,“ antwortete Anne erleichtert.
„Nein.“
„Aber — o, Sie sind wirklich ein stolzes
Mädchen. Joseph hat recht, und ich spiele hier eine
törichte Rolle. Aber Ihre Hand müssen Sie mir
doch geben — und ich komme wieder. Und Joseph
werde ich dies Ding hier schicken, wenn Sie mir
erst verraten haben, was es kostet.“
„Nicht genug, Fräulein, um den Zoll zu ver—⸗
antworten, den Ihr Herr Bruder endlich zahlen
müßte.“
„O, wenn das Vater gehört hätte! — Nun,
behalten Sie die Zündhölzer hier; aber geben Sie
mir dafür einen Augenblick Ihre Hand. So —