A. Strophische Gedichte.
12.
Ihr Christen auserkoren,
Einmütig ruft zu Gott,
Ohn' ihn sind wir verloren,
Er helf' uns aus der Not,
Verzeih' uns Schuld und Sünden,
Die uns die Plag' gebracht,
Und laß uns Gnade finden;
Nun all' das Amen sagt!
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4. Die Ameise und die Grille.
In dem süßen Ton Harders. 183. Sept. 1536.
1.
Durch den Äüsop ist uns beschrieben,
Wie ein' Ameis' zur kalten Winterszeit
Ihr Korn wollt' trocknen an der Luft
Und hatt' es ausgestreut.
Die Grill' durch Hunger ward getrieben
Und bat die Ameis' um ein Teil der Speis',
Daß sie im Winter nicht verdürb'.
Da sprach die Ameis' weis':
„Was thatest du in sommerlichen Tagen,
Daß du dir hast kein Korn hereingetragen?“
Die Grille thät dawider sagen:
„Den Sommer lang ich fröhlich war und sang,
Und durch die Zäun' und grünen Büsch'
Ich hin und wieder sprang!“
2.
„Hast du zur Sommerszeit gesungen,“
Sprach die Ameis', „so sing im Winter auch;
Ich habe Speis' getragen ein
Für mich, wie ich sie brauch'.“
Die Ameis' zeigt den Mann, den jungen,
Der arbeitsam, emsig, mit hohem Fleiß
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